
Kaan Kangal, Nanjing1
Dialektik, Heuristik und Wahrscheinlichkeit
In seiner kritischen Stellungnahme zum in Ethik Erwägen Wissen (EEW ) publizierten Beitrag von Herbert Hörz, Dialektik als Heuristik,2 schrieb Andreas Arndt, dass Hörz ein lange vernachlässigtes Thema aufgreife.3 Für eine Kategorie sei es ironisch, dass deren philosophische Erforschung genau das gegenteilige Schicksal als die Kategorie selbst hat, dass nämlich Problemtheorie philosophisch kaum problematisiert, dass das Fragen selbst kaum hinterfragt worden ist. In der philosophischen Arena dieser Zeitschrift waren neben Arndt auch Hans Heinz Holz sowie ein Erzfeind Hörz’, Peter Ruben, eingeladen, ihre Meinungen zum Hörzschen Herangehen an die Dialektik als Heuristik zu äußern. Politischer Revisionismus sowie Hörz’ philosophische Neukantianismus scheinen hier in dieser direkten Auseinandersetzung der Hörz-Freunde und -Feinde ihren Ausdruck gefunden zu haben. Im ersten Augenblick eigentlich die beste Chance, um ein Thema wie Heuristik zu diskutieren!
Zum Thema wird die Heuristik bei Hörz nur in einer einzelnen Passage im ganzen Aufsatz, wo er seine eigene Definition anzugeben und sich darauf einzuschränken scheint: „Heuristik ist schöpferische Suche nach Problemlösungen ohne vorgegebenes, einfach abzuarbeitendes, Lösungsschema“. Heuristik und Dialektik, beide bedeuten laut Hörz eine „Förderung der Erkenntnissuche durch Kritik bestehender Auffassungen mit dem Hinweis auf mögliche entgegengesetzte Positionen im Sinne dialektischer Widersprüche, Entwicklung eines Problembewusstseins, das sich auf offene Fragen orientiert“.4
Ignoriert wird damit, dass es immer ein plurales Heuristikverständnis gegeben hat, das diese Kategorie im Zusammenhang einer Theorie der kreativen Problemlösung, d.h. als eine Theorie und Praxis der Fragen bzw. Probleme bestimmt hat, oder aber als eine Methodik in Kunst und Wissenschaft, die keine fertige Problemlösung verspricht, sondern vielmehr ein offenes Herangehen an das gegebene Problem anbieten kann. Was für eine Rolle die Heuristik bei Descartes und Leibniz, Schleiermacher und Bolzano, Kant und Hegel überhaupt gespielt hat, interessiert Hörz nicht. Die Heuristikdefinition Hörz’, die einen historisch-logischen Vergleich anderer Heuristikbestimmungen ausschließt, kann nicht wirklich die Kriterien einer Heuristikdefinition erfüllen. Heuristik wird somit, wie Ruben zurecht merkt,5 kein über seine besonderen Erscheinungen übergreifenden Begriff, sondern nur ein Name, dem willkürlich zugesprochen werden kann, was er bedeutet bzw. nicht bedeutet.
Hinzu kommt, wie Thomas Kesselring anmerkt, dass Hörz einzig und allein seine eigenen Werke zitiert. Nicht überraschend finde ich, dass Hörz auch in diesem Aufsatz über die Sache viel redet, aber die Sache selbst wenig bespricht. Das eigentliche Problem scheint, mit Kesselring gesagt, vielmehr in seiner Versuchung zu liegen, eine Theorie zu entwickeln, „die sich auf alles bezieht “, deren Bedeutungsgehalt „gegen Null konvergiert “. Dialektik ist aber nie „eine Art Wissenschaft oder Philosophie über alles“ gewesen und kann auch keine solche Theorie sein.6 Dasselbe drückt Peter Heintel in seiner Rezension aus, wenn er schreibt, dass Hörz „mit wenig Aussagekraft alles Mögliche zu vereinigen sucht, was zwar irgendwie bekannt [ist], aber kaum zusammenpasst“.7 Hans Heinz Holz’ Interpretation hier ist auf die allgemeine Charakterisierung beschränkt, dass jede wissenschaftliche Methode ihrer Natur nach investigativ und explikativ sein muss, weil sie einen Weg sucht, „um einen Sachverhalt so darzustellen, daß seine Bedeutung in einem Bedeutungszusammenhang ‚Welt‘ sich herausstellt“.8
Peter Ruben berichtet, dass Hörz sich schon vor ca. 40 Jahren mit dem Thema unter dem Titel Zur heuristischen Funktion der marxistisch-leninistischen Philosophie in der naturwissenschaftlichen Forschung auseinandergesetzt hatte. Damals verwies Hörz jedoch, so Ruben, auf das Heuristikprojekt Johannes Müllers,9 das die „Gunst“ Walter Ulbrichts gewann, der „in der DDR-Reformphase (1962–1971) die Entfaltung der Konkurrenzfähigkeit der DDR-Betriebe auf dem Weltmarkt durch Wissenschaft und Technik noch als wirtschaftspolitisches Programm vertrat“. Später wurde die Abteilung der sogenannten Systematischen Heuristik nach Beschluss des SED-Politbüros vom Oktober 1971 aufgelöst.10 Als Präsident der Leibniz-Sozietät scheint Hörz, wie John Erpenbeck sagt, nach der Wende wieder zu einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestoßen zu sein, auch wenn er immer noch von seinen Kritikern allseits angegriffen wird.11
Angriffe auf Hörz sind jedoch nicht bodenlos, wenn man bedenkt, dass dieser über Heuristik philosophierende Denker in seinen goldenen DDR-Zeiten seinen organisatorischen Beitrag beispielsweise beim Ausschluß innovativer Denker aus der ostdeutschen Akademie geleistet hat. Der Arbeitsphilosoph und Naturdialektiker Peter Ruben, der vom Ausland gegen seinen Ausschluß aus dem Zentralinstitut für Philosophie von Akademie der Wissenschaften der DDR große Unterstützung bekam, ist eine dieser Dissidentenfiguren gewesen. Ruben war in der BRD schon vor der sogenannten Ruben-Affäre bekannt gewesen. Seine Aufsatzsammlung Dialektik und Arbeit der Philosophie erschien in der durch Hans Heinz Holz, Hans Jörg Sandkühler und Friedrich Tomberg herausgegebenen Reihe Studien zur Dialektik bei Pahl-Rugenstein Verlag im Jahre 1978.12 Als die Medien der BRD über die Ruben-Affäre berichteten, haben sich Holz und Sandkühler u. a. im Mai 1981 mit der Stellungnahme an die wissenschaftliche Öffentlichkeit gewendet, dass das Ziel ihrer Herausgeberschaft ist, ein Diskussionsforum für Wissenschafter des In- und Auslandes anzubieten, „in dessen Rahmen Ergebnisse der Forschung verarbeitet, Kontroversen dokumentiert und in ihrem Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und politischen Fragen der Gegenwart analysiert werden. […] Die Herausgabe des Bandes Dialektik und Arbeit der Philosophie im Jahre 1978 dokumentiert dieses Bemühen“.13 Ihr Ziel hat Sandkühler später in seinem Schreiben an Erich Hahn und Manfred Buhr nochmal explizit ausgesprochen: „Wir haben den zitierten Band im Bewußtsein herausgebracht, Beiträge zur innermarxistischen Diskussion zu dokumentieren“.14 Diese Kontroversen zwischen philosophischer Theorie und organisatorischer Praxis der Heuristik scheint EEW offenbar in ihrem Band zur Heuristik in die Erinnerung gebracht und alte Konflikte wieder ausgelöst zu haben. Fraglich bleibt jedoch, was überhaupt Heuristik ist und was sie mit der Dialektik zu tun hat.
Bevor ich auf die Heuristik näher eingehe, möchte ich kurz einen völlig anderen Themenbereich ansprechen, der mit Heuristik im ersten Augenblick nichts zu tun zu haben scheint, doch mit ihr dasselbe Schicksal teilt, von Dialektikern kaum Beachtung gefunden zu haben. Dieser Themenbereich heißt Wahrscheinlichkeit.
Das Problem, eine dialektisch-materialistische Theorie oder die materialistische Dialektik der Wahrscheinlichkeit auf einen Begriff zu bringen, hat m. W. zum ersten Mal der dänische Marxist und Mathematiker Dirk J. Struik ernst genommen. In einer leicht umgearbeiteten Fassung seines Artikels On the Foundations of the Theory of Probabilities,15 die in Pod Znameniem Marksizma16 (Unter dem Banner des Marxismus) unter dem Titel K obosnovaniju teorii verojatnostej (Zur Begründung der Wahrscheinlichkeitstheorie) erschienen war, schrieb Struik, der dialektische Materialismus verlange eine „Wahrscheinlichkeitstheorie, die eine physikalische Theorie, nicht eine Theorie von Gedankenschlüssen ist und welche auf dem Zusammenhang zwischen kausalen und zufälligen Ereignissen aufgebaut ist“. Diese Worte hatte Struik ausgesprochen, als die quantenmechanischen Wahrscheinlichkeitstheorien subjektivistischer sowie pragmatistischer Strömungen im Aufstieg waren, die die naturwissenschaftlichen Seinsfragen auf individuelle Perzeptionen reduzierten. „Wahrscheinlichkeitserscheinungen der Natur auf Grund von menschlichen Urteilsschlüssen zu erklären“, war nach Struik die Tendenz gewesen, eine Wahrscheinlichkeitsontologie oder Wahrscheinlichkeit als eine Seinsfrage durch die Wahrnehmungs- und Wissensfrage zu ersetzen. Man müsse hingegen naturdialektisch die Wahrscheinlichkeit als einen modalitären Teilbereich der dialektisch-materialistischen Ontologie fassen. Hier wies Struik auf eine Stelle in Engels’ Dialektik der Natur hin, wo Engels den Zusammenhang von Notwendigkeit und Zufälligkeit anspricht, und Hegels Wirklichkeitskapitel in der großen Logik. Neben der Erarbeitung einer mathematischen (Wahrscheinlichkeitstheorie als Maßtheorie) und einer physikalischen Definition der Wahrscheinlichkeit (Wahrscheinlichkeitstheorie als statistisch-kausale Gesetzmäßigkeit) trieb Struik auch moderne Wahrscheinlichkeitsmathematik.17
Auch Herbert Hörz interessiert sich für Wahrscheinlichkeit. Im Gegensatz zur Heuristik ist er auf die Wahrscheinlichkeit ausführlicher eingegangen, auch wenn er diese Kategorie hier und da in einem vagen Zusammenhang mit der Dialektik gebraucht hat.18 Verstanden wird unter Wahrscheinlichkeit ungefähr die (notwendige und zufällige) Verwirklichung von Möglichkeiten.19 Das Herangehen Hörz’ scheint in diesem Sinne z. B. mit den Impulsen, die der sowjetische Philosoph Igor Narski in seinem Positivismus-Buch gegeben hatte, übereinzustimmen, dass nämlich die Frage nach der (ontologischen) Wahrscheinlichkeit das „Problem der Verwirklichung der verborgenen Entwicklungsmöglichkeiten der Materie“ ausmacht.20
Wahrscheinlichkeit wurde übrigens in den Kybernetik-Wörterbüchern von Georg Klaus u. a. immer definitorisch angegeben und fragmentarisch interpretiert (worauf ich hier nicht eingehen möchte). Bevor ich den Versuch unternehme (dessen Risiko mir bekannt ist), diese zwei diversen Themenbereiche im selben Zusammenhang zu behandeln, ist es nötig, die unglückliche Geschichte der Heuristik und Wahrscheinlichkeit im 20. Jahrhundert zu skizzieren – auch wenn ich in dieser kurzen Beschreibung einen Themensprung von der Heuristik direkt zur Wahrscheinlichkeit mache. Dieser Sprung ist aber nötig, um den weiteren Schritt gehen zu können, der in der Frage besteht, ob Dialektik und Wahrscheinlichkeit zwei Aspekte der Heuristik bilden. Wie diese Themenbereiche miteinander zusammenhängen und ob sie begrifflich rekonstruiert werden können, machen unsere Eingangsfragen aus.
Die Kantische Schule, die bereits einige Lösungsvorschläge zu den gestellten Problemen gibt, ist hier erwähnenswert, auch wenn sie, wie sich zeigen wird, zu einem unbegrifflichen Resultat kommt. Hauptmomente eines Kantischen Herangehens sind das Allgemeine, das mit einem Gesetz zusammenfällt, das Besondere, das mit einem empirischen Fall gleichgestellt wird, und zwei Arten der Urteilskraft, die entweder vom Besonderen zum Allgemeinen oder umgekehrt vom Allgemeinen zum Besonderen übergeht.
Heuristik und Wahrscheinlichkeit bei Kant und Fries
Von den zwei Urteilskräften, die entweder zum gegebenen Allgemeinen das Besondere bestimmen oder zum gegebenen Besonderen das Allgemeine reflektieren, steht Heuristik bei Kant der reflektierenden Urteilskraft nahe, als Nachforschung der (Natur-)Gesetze zum gegebenen Besonderen.21 Urteilskraft kann entweder „über eine gegebene Vorstellung, zum Behuf eines dadurch möglichen Begriffs, nach einem gewissen Prinzip“ reflektieren, oder „einen zum Grunde liegenden Begriff durch eine gegebene empirische Vorstellung“ bestimmen. Reflektieren bzw. „Überlegen“ ist, dass „gegebene Vorstellungen entweder mit andern, oder mit seinem Erkenntnisvermögen, in Beziehung auf einen dadurch möglichen Begriff“ verglichen oder zusammengehalten werden.22 Indem sie zu den gegebenen Arten die Gattung herausfindet, ist Urteilskraft reflektierend. Sie ist bestimmend, wenn sie Arten unter höheren Gattungen subsumiert bzw. die Gattung in Arten spezifiziert.23
Heuristik als solche aber, so Kant, kann „nur subjektiv für uns, nicht objektiv für die Möglichkeit dieser Art Dinge selbst“ sein.24 Eine reflektierende Urteilskraft, die keine hinreichende Ursachen erworben hat,25 kann keine vollständige Wahrheit ergeben, sondern nur epistemische – oder in Kantischer Terminologie: subjektive – Wahrscheinlichkeiten26 in die Rede bringen. Wenn zu den gegebenen besonderen Arten keine hinreichenden Gründe für die Übereinstimmung mit der allgemeinen Gattung zu finden sind, indem Gegengründe in bezug auf Nicht-Entsprechen beider Relata ersichtlich werden,27 so Kant in seinen Logik-Vorlesungen, kann dem Entsprechungsverhältnis zwischen Allgemeinem und Besonderem bzw. Gattung und Art keine objektive Wahrheit, sondern nur (subjektive) Wahrscheinlichkeit zugesprochen werden.28
Eine ähnliche Wahrscheinlichkeitsheuristik hat Jacob Friedrich Fries ausgearbeitet, wenn er das sogenannte Allgemeine und Besondere in die Kategorien Regel und Fall übersetzt. Subsumierende bzw. bestimmende Urteilskraft ordne laut Fries die gegebenen Fälle den schon bekannten Regeln unter. Reflektierende Urteilskraft hingegen erfinde „erst die Regeln zu den gegebenen Fällen“. Wahrscheinlichkeit kommt dann hinzu, wenn die gezogenen Schlüsse unvollständig sind.29 Wahrscheinlich ist, was „in Verhältnis gegen einen möglichen Fall, daß es anders sey, in vielen gleich möglichen Fällen so beschaffen ist, wie das Urteil aussagt. Bin ich also genöthigt, mein Urteil zu entscheiden, so nehme ich das an, was in der Mehrheit möglicher Fälle zutreffen wird“.30 Wahrscheinlichkeitsschlüsse sind „Schlüsse der reflektirenden Urtheilskraft im Gegensatz der vollständigen Schlüsse der subsumirenden Urtheilskraft“.31 Hat man gewisse Gesetze einerseits und unbestimmte, ungewisse, weil noch nicht eingetretene Fälle andererseits, so hat man es mit Wahrscheinlichkeit a priori zu tun. Kennt man aber die geteilten Regeln noch nicht und möchte diese erst durch Beobachtung festlegen, so geht man von einer aposteriorischen Wahrscheinlichkeit aus.32
Zum gegebenen Besonderen bzw. Einzelnen ein im Hintergrund stehendes Allgemeines, Gesetzmäßiges oder Ur-Sächliches zu suchen, und dieser Tätigkeit den Namen Heuristik zuzusprechen, scheint zunächst sinnvoll zu sein. Plausibel ist sie schon, wenn man beispielsweise die ärztliche Diagnosepraxis betrachtet, nämlich dass der Arzt die Causa und Conditio des Leidens sucht, indem er von den Erscheinungen der Ur-Sache ausgeht und die Symptome auf den Ursprung des Ereignisses zurückführt. Z. B. gerötete Wangen oder vibririende Stimme zur Kenntnis zu nehmen, diese einer möglichen Krankheit oder zumindest einer körperlichen (oder geistigen) Störung zuzuordnen, macht eine der diagnostischen Leistungen ärztlicher Praxis aus.
Symptome heißen und sind sie, weil sie eine ihnen entsprechende Ursache bzw. Krankheit ausdrücken. Das, was sie in sich als Ur-Sache haben, drücken sie aus, und sie können nichts anderes, als diese ausdrücken. Diese Verhältnisform lässt sich durch die Holzsche Spiegelmetapher wiedergeben, dass die Krankheit als Ur-Sache sich in Symptomen zeigen muss und Symptome nur und nichts als diese Ur-Sache selbst zeigen können, genauso wie ein Spiegel nur das spiegeln kann, was vor ihm steht und kein eigenes Spiegelbild entwerfen kann, dessen Bespiegeltes nicht vor dem Spiegel steht. Nicht grundlos erwartet man, dass auch die Symptome verschwinden, wenn man die Ursache der Symptome behebt. Denn mit der Krankheitsursache müssen auch die ihr entsprechenden Symptome verschwinden.
Dieses Verhältnis, dass mit der Ursache der Krankheit Symptome mitgesetzt sind und Symptome notwendig auf die Ursache der Krankheit verweisen, lässt sich mit der Kategorialität Kants und Fries’ kaum verbinden, da sie die einander notwendig mitsetzenden Glieder (Allgemeines und Besonderes) für trennbar halten. Als Begriff hingegen kann das eine ohne das andere nicht einfach gegeben bzw. nicht-gegeben sein, sondern indem beispielsweise Allgemeines gegeben ist, ist damit dessen Gegenteil, nämlich Besonderes mitgesetzt, und umgekehrt. Das über das Besondere übergreifende Allgemeine mag mir unbekannt sein, was aber nicht heißt, dass dieses (ontisch) nicht gegeben ist. In Spiegeltermini gesagt: Ein Bespiegeltes, das nicht gegeben ist, kann nicht gespiegelt werden; das Gespiegelte kann es nicht geben, ohne dass ein Bespiegeltes gegeben ist. Mir bekannt zu sein, brauchen sie nicht, damit der Spiegel etwas überhaupt (be-)spiegelt.
Einwände gegen Spiegelmetapher
Der wesentliche Einwand gegen den Gebrauch der Spiegelfigur in der Heuristik bezog sich nicht darauf, ob die Allgemeinheit-Besonderheit-Dichotomie in Spiegeltermini überhaupt ausdrückbar sind, sondern bestand vielmehr darin, dass die Spiegelung die heuristischen Aspekte wie Kreativität und schöpferische Arbeit nicht wiederzugeben vermag, da der Spiegel das wiederholt, was er vor sich findet: Er entwirf kein eigenes Spiegelbild, sondern sein Gespiegeltes ist das Spiegelbild des Dings, das vor dem Spiegel steht. Das Gespiegelte muss das Bespiegelte wiederholen oder widerspiegeln.
In seinem Das Finden als Moment des Schöpferischen argumentierte Gottfried Bräuer gegen den Widerspiegelungsbegriff bei Georg Lukács, die Spiegelmetapher habe kaum etwas über künstlerische und wissenschaftliche Heuristik zu sagen: „Spiegel stellen nichts dar und gestalten nichts, sie halten nichts fest. In der marxistischen Theorie kommt hier also nicht zum Vorschein, daß das ikonische Darstellen eine gestaltende Tätigkeit des Künstlers verlangt, daß und wie der findende Künstler expliziert. […] Das Finden unterscheidet sich vom Spiegeln schon dadurch, daß es beim Sichtbarmachen gestaltend tätig ist. Gestalten nennt man eine bildende Tätigkeit, die gefundenen Strukturelementen folgend aus dem Ganzen eines Eindrucks ein nicht-summatives Ganzes hervorbringt (also nicht sukzessiv aufgebaut)“.33
Über eine platonische Analogie zwischen Spiel und Spiegel hinaus teilt Eugen Fink eine ähnliche Auffassung: „Spielen ist ein wirkliches Verhalten, das gleichsam in sich eine ‚Spiegelung‘: das spielweltliche Verhalten gemäß den Rollen, befaßt“.34 Weil aber das Spiegelbild vom Urbild abhängig ist, könne es „keine neue Linien, Gestalten und Farben“ hervorbringen, weil das „Spiegelbild kopiert“.35 Fink schließt daraus, dass wissenschaftlicher oder künstlerischer Produktivität und Kreativität Spiegelung überhaupt nicht zugesprochen werden kann, weil Spiegel eine „völlig unproduktive Wiederholungsfunktion“ darstellt.36 Dann kommt der fatale Schuß: „Im Spiel gibt es im strengen Sinne keine Spiegelung“.37
Gotthard Günther trieb dasselbe Argument auf die Spitze, indem er die Unverbindbarkeit zwischen Kategorie des Neuen und der Spiegelfigur über Hegels Seinslogik hinaus zu demonstrieren versuchte. Zwei anfängliche Kategorien der Hegelschen Seinslogik,38 das Sein und das Nichts, können laut Günther nicht als Spiegelungen angesehen werden, weil somit in der wechselseitigen Spiegelung von Sein und Nichts nichts Neues entstände, was der Hegelschen Logik widerspräche: „Wenn Sein und Nichts nur einfache Spiegelungen von einander sind, dann können wir im Abbild nichts lesen, was wir schon im Urbild erfahren haben. […] Damit wird deutlich, daß die Hegelsche Kategorie des Neuen mit dem strukturellen Prinzip der Anisomorphie verbunden sein muß“.39 Thomas Kesselring hingegen tendiert dazu, im Unterkapitel Spiegelmodell seiner Die Produktivität der Antinomie eine katoptrische Heuristik für möglich zu halten oder zumindest das Spiegelargument nicht einfach aufzugeben. Kesselring nimmt den etymologischen Sinn der Spekulation, speculum zu sein,40 ernst, und fügt hinzu, dass Spiegelung des Spiegels keine bloße Wiederholung des Bespiegelten als Gespiegeltes sei. Spiegel spiegelt nach Kesselring „nicht nur ein isomorphes Spiegelbild seiner Person“, sondern „darüber hinaus die Eigentümlichkeit besitzt, das Sich-Spiegeln seinerseits zu reflektieren: Die Person sieht dann nicht nur sich selbst im Spiegel, sondern sie sieht, wie sie vor dem Spiegel steht, ja sie erkennt sogar, wie sie sich selbst und ihr Sich-Spiegeln im Spiegel sieht“.41
Damit ist der Spähaspekt der spekulativen Dialektik Hegels nicht vernachlässigt, sondern Specula mit Speculum fast systematisch verknüpft. Philosophisches Spähen ist für Kesselring sich spiegelnder Blick in den Spiegel. „In der Spekulation stellt sich einerseits etwas her, was zuvor nicht dagewesen ist: Der Blick in den Spiegel wird selbst zum Thema der Betrachtung. Im Anschauen des Blicks in den Spiegel konstituiert sich wieder etwas Neues: Der Blick in den Spiegel, der den Blick in den Spiegel spiegelt, wird seinerseits zum Gegenstand der Betrachtung“.42 Ein Spiegel-Denken als Selbstabbildung des Denkens bringt das Neue in dieser fortgesetzten Reflexionsstufe hervor. Das Neue fällt immer mit der weiteren „Schicht“ der Reflexion zusammen.43
Um das Schöpferische heuristischen Denkens aufzubewahren, verlässt Kesselring dann ambivalenterweise seine bisherige Auffassung über die Reflexivität des schöpferisch-heuristisch Neuen: „Faßt man den dialektischen Prozeß als Sukzession von Selbstabbildungen auf, dann sind diese Selbstabbildungen jedenfalls nicht im strengen Sinne isomorph, sondern kreativ. Wäre die dialektische Stufenfolge als isomorphe Abbildung zu verstehen, dann würde sich von Stufe zu Stufe jeweils dieselbe Gesamtstruktur immer neu reproduziert, und zwar so, daß sie alle ihre früheren Etappen in sich selbst verschachtelt enthielte. […] Eine kreative Abbildung dagegen gibt das Original nicht isomorph wieder, sondern transformiert dessen Strukturen“.44
Alle oben erwähnten Auffassungen sind darin einig, dass die Spiegelmetapher nicht fähig ist, die gestaltende Tätigkeit des Schöpferischen auszudrücken, weil er nicht Neues hervorbringt, sondern bloß kopiert. Deshalb scheinen Bräuer, Fink, Günther und Kesselring der Darstellungsweise der Malerei näher zu stehen als der Spiegelung des Spiegels. Die Lösung dieses Problems, Heuristik wissenschaftlich zu begründen, ohne ihren katoptrischen Aspekt aufzugeben, scheint wiederum in Josef Königs analogischem Herangehen an zwei Darstellungsweisen von Malerei und Spiegelung zu finden. Erinnern wir uns daran, dass die Darstellungsweise des Malers rein eigentlich ist. Sein Darstellen ist das Tun des Malers. Sein Gemälde hingegen stellt die Sache selbst nur rein uneigentlich dar. Das Scheinargument der oben erwähnten vier Auffassungen, Spiegel erzeuge nichts Neues, wird bei König dadurch aufgelöst, dass der Spiegel das bespiegelte Ding weder rein eigentlich, noch rein uneigentlich, sondern nur in mittlerer Eigentlichkeit darstellen kann. In mittlerer Eigentlichkeit ist das Spiegelbild ein vom Spiegel hergestelltes Bild.45
Holz erweitert diese Bestimmung Königs durch Leibniz’ Metaphorik lebendiger Spiegel, die sich wesentlich anders verhalten als tote Spiegel. In Leibniz’ System spielen lebendige Spiegel die ausnehmend besondere Rolle, dass sie entwicklungsfähig sind und sich ständig in neue Zustände verwandeln. Perspektivität, Spiegelungsqualität und Spiegelungsmodi sind variable Gegebenheiten einer philosophischen Katoptrik, die durch ein Spiegel-Denken antizipiert und regiert werden. Ein Spiegel-Denken kann sich mit der gegenwärtigen Perspektive, Qualität und Modalität eines Spiegels begnügen. Jenes möchte dieses verbessern, perfektionieren, verschärfen, umfangreicher machen. Das Neue liegt nicht nur im Bereich des sich ständig entwickelnden und verändernden Bereich des Bespiegelten, sondern in diesen erwähnten determinierenden und modifizierenden Eigenschaften eines lebendigen Spiegels. Jede vorgenommene Veränderung in Determination und Modifikation des Spiegels ergibt das Neue. Ein an Seinsweisen des Spiegels arbeitendes Spiegel-Denken kann nicht sein, ohne ein Neues immer wieder hervorzubringen. Das Neue kann nicht hervorkommen, ohne das Gespiegelte eines sich ständig entwickelnden Bespiegelten zu sein.
Das Neue
Das Neue als solches kann daher nicht bloß „unberechenbar“ oder „aus dem bisherigen nicht Ableitbares“ sein.46 Es kann – im Gegenteil – nicht sein, ohne aus dem bisherigen Alten abgeleitet zu sein, weil nichts creatio ex nihilo sein kann.47 Das Universum ist nicht ein fertig Entstandenes, sondern ein „ohne Unterlaß Entstehendes“. Es wächst „unbegrenzt durch Hinzufügung neuer Welten“. Die perpetuierende Praxis des Lebens vermehrt und verwandelt sich, indem sie sich ausdrückt. Das Schöpferische der Heuristik liegt in den Möglichkeiten des Ausdrucks als solchen.48 Im Ausdruck heuristischer Arbeit und schöpferischer Leistung „steigert sich das Leben, das sich in ihm gestaltet“, gliedert und entfaltet.49
Perspektive und Standpunkt des Suchens gibt die Richtung der Forschung an. Je enger das Blickfeld ist, desto intensiver ist die Suchaktion. Indem die Suchdirektion den Wahrnehmungskreis des Forschers auf das Antizipierte einschränkt, wird die Spannung zwischen dem erlebten Mangel des Gesuchten und dem zu erreichenden Ziel ersichtlich. Da stellt der Sucher seine Apparate so ein, dass nur das verfolgte Objekt möglichst unausweichlich erfasst wird.
„Alles andere verliert an Kontur, wird bloßes nebensächliches Material, das im Wege ist und überwunden werden muß“.50 In der perpetuierenden Lebenspraxis kann die Forschung nicht einfach enden, indem das Gesuchte endlich vor Auge gebracht und an das Licht getragen wird, sondern es ist vielmehr so, dass das Erreichte den Ausgang für ein weiteres Suchen bildet. Heuristische Suche ist ein „im Entwurf vorgesehener, wiederhol-, überprüf- und lehrbarer Weg“, was sich im „Wechsel der Perspektiven zeigt und verdeckt“.51
Heuristisches Suchen ist ein „theoriegeleiteter Auftrag, nach Fehlendem Ausschau zu halten“.52 Relative Ungenauigkeit, was und wo zu suchen ist, charakterisiert den Anfang des Suchens. Erst im Laufe des Suchprozesses wird das Was des Suchens genauer. Der Sucher muss auf seinem Suchfeld Nähe und Ferne seines Gesuchten festlegen. In seiner Suche nähert er sich den Dingen, die sich in einer Abständigkeit um ihn orientieren, auch wenn die Dinge sich ihm nicht nähern, sondern von ihm entfernen. Suchen geschieht immer im Zusammenhang mit dieser wandlungsfähigen Stellung der gesuchten Dinge in unserem Seinsbereich.53
Der Heuristiker, sei es Erfinder oder Entdecker, möchte „ein unbekanntes Fenster zur Welt“ öffnen.54 Im Denkraum spielend, arbeitet er mit gedanklichen Elementen und praktiziert geistige Operationen zum Erreichen eines Denkziels, dessen Zugang ihm zunächst unbekannt ist oder versperrt erscheint. „Insofern ein solches Denkziel als ein Problem bezeichnet werden kann, beschäftigt sich die Heuristik als eine denktheoretische Disziplin mit dem an schöpferische, produktive geistige Fähigkeiten gebundenen geistigen Bemühen um die Lösung eines Problems, d. h. um das Erreichen eines wohlbestimmten Denkzieles“.55 Für den Problemarbeiter normalisiert sich die Lage, wenn er das Problem löst. Er wird hingegen glücklich, wenn er auf einen Fund gerät.56 Auch in ungewohnten Situationen müsste er in der Lage sein, die in der Gegebenheit ihm bekannten Konstellationen zu erblicken, die er nach erlernten Regeln meistern kann.57
Heuristik als System muss Neues ermöglichen und dem Neuen offen sein. Das läuft aber immer mit einem sich perfektionierenden Planen zusammen, das im ersten Augenblick der heuristischen Spontaneität58 zu widersprechen scheint.59 Je mehr der Sucher seinen Gang in die Zukunft sichert, indem er das Unbekannte vom Bekannten her entwirft und das Künftige nach dem Bild des Verfügbaren zubereitet, desto näher ist es, dass das Spontane ins Notwendige, das Wahrscheinliche60 ins Wahre, das Unbekannte ins Bekannte, das Ungewisse ins Gewisse61 umschlägt.62
Wahrscheinlichkeit der Spiegelung
Versteht man unter Heuristik eine Theorie und Praxis der Problemlösung, dass man entweder zum gegebenen Fall der über diesen übergreifenden Zusammenhang sucht oder zur gegebenen Gesetzmäßigkeit etwa ein zukünftiges Ereignis zu prädiktieren hat, so müsste man eigentlich, wie oben am Beispiel medizinischer Diagnosepraxis grob dargestellt wurde, die Problemstellung der Spiegelmetapher umformulieren: Die mir gegebenen Symptome auf die Ursache dieser Symptome zurückzuführen, basiert auf dem einfachen Prinzip, dass mir das diesen äußeren Erscheinungen entsprechende Urbild unbekannt ist, oder umgekehrt, diesem Urbild entsprechende Abbilder mir gegeben sind. Die Frage ist daher nicht mehr, ob z. B. die Ursache der Krankheit sich in Symptomenformen erscheint, d.h. Symptome Spiegelbilder der Krankheit sind, sondern wessen Spiegelbild sie sind oder welchem Urbild dieses mir gegebene Spiegelbild zukommen. Ausgegangen wird hier also nicht mehr davon, dass der Spiegel spiegelt, sondern was der Spiegel (be-)spiegelt.
Gesucht wird z. B. das Spiegelbild zum gegebenen Urbild. In Frageform umformuliert: Wie spiegelt sich das Urbild? Wie wird das gespiegelt? Was für ein Spiegelbild bzw. Abbild würde dieses bespiegeltes Urbild haben? Wie wird es gespiegelt durch diesen oder jenen Spiegel? Es kann aber auch sein, dass man Spiegelbilder in der Hand hat, die man auf deren Ursprung zurückführen möchte. In Frageform umformuliert: Was für ein Urbild hat dieses oder jenes Spiegelbild im Hintergrund? Wessen Spiegelbild ist dieses Abbild? Was für einen Spiegel hat das Gespiegelte im Hintergrund? In beiden Fällen sind Reflexionsweisen von der materiellen Beschaffenheit des Mediums, d.h. Spiegels abhängig.
Wenn einer dialektischen Heuristik nach das Ur- und Abbild voneinander nicht trennbar sind, so setzt diese voraus, dass die Suchrichtung nach einem Urbild zum gegebenen Abbild umkehrbar ist, die zu einem bekannten Urbild nach einem unbekannten Abbild fragt. Das Wahrscheinlichkeitsproblem taucht jeweils in dieser Fragestellung nach dem möglichen, noch unbekannten Ur- und Abbild auf.
Wenn mir ein Gespiegeltes gegeben ist und ich es im entsprechenden Bespiegelten suche, habe ich mit einer Menge zu tun, die aus möglichen Antworten auf meine Frage besteht. Indem die eine Möglichkeit dem gesuchten Bespiegelten eingeordnet wird, ist damit auch gesetzt, dass alle anderen Möglichkeiten, die die Kriterien der Urbild-Abbild-Entsprechung nicht erfüllen, notwendig ausgeschlossen sind. Das ist ein wechselseitiges Negationsverhältnis, das für alle einzelnen Mitglieder der Möglichkeitsmenge gilt. Das Verhältnis der einzelnen Möglichkeit gegenüber der gesamten Möglichkeitsmenge macht nichts anderes als die Wahrscheinlichkeit selbst aus: Wahrscheinlichkeit ist ein Verhältnis des einzelnen Möglichen zur gesamten Möglichkeitsmenge.
Kehren wir die Suchdirektion um und fragen wir nach dem Gespiegelten, das uns noch unbekannt ist, so mag diese Fragestellung zweifach verstanden werden: Entweder ist die Sache selber noch nicht da, d.h. das Gespiegelte selbst ist ontisch noch nicht eingetreten, das Spiegelbild wurde noch nicht gespiegelt, oder es ist bereits gespiegelt, uns ist es aber noch unbekannt. Das Prinzip, was das Gespiegelte ist oder sein wird, basiert auf demselben Wahrscheinlichkeitsprinzip, dass man eine Möglichkeitsmenge in der Hand hat und ein einzelnes Glied aus der Menge auswählt, indem man zugleich den Rest ausschließt.
Dialektik in Heuristik und Wahrscheinlichkeit
Jenseits dieser erkenntnistheoretischen Überlegungen ist z. B. die Kernidee der kolmogorowschen Wahrscheinlichkeitsmathematik, die eigentlich keine Erkenntnistheorie, sondern Ontologie treibt, nicht viel anders, als dass ein Ereignis entweder eintritt oder nicht. Dass ein Ereignis A eintritt, heißt, dass es ein mögliches A gewesen war, das mit bzw. nach dem Eintritt wirklich geworden ist, indem eben die Gegenmöglichkeit Nicht-A, die alle Möglichkeiten außer A enthält, nicht eingetreten ist. Träte Nicht-A ein, so wäre damit mitgesetzt, dass A nicht eingetreten ist. Nicht-A als die gesamte Menge kann aber nicht eintreten, sondern nur ein Glied der Möglichkeitsmenge eintreten, das ungleich A ist, z. B. gleich B ist. Indem B eintritt, ist damit wiederum mitgesetzt, dass Nicht-B nicht eingetreten ist. Das Verhältnis des B gegenüber der gesamten Möglichkeitsmenge ist also gleich wie von A, solange A wie B das Individuum innerhalb der Möglichkeitsmenge darstellen, dessen Verwirklichung auf dem angesprochenen Ausschlussverhältnis basiert. Das geht die Wahrscheinlichkeit an. Was ist mit der Heuristik?
Man treibt Heuristik, wenn man eine Einzelerscheinung in der Hand hat, die nicht sein kann, ohne durch ein Allgemeines übergriffen zu sein; gefragt wird hingegen, wodurch sie übergriffen wird bzw. was für ein Allgemeines über diese Einzelerscheinung übergreift. Im Gegensatz zur Kantischen Schule könnte man problemtheoretisch noch die umgekehrte Suchrichtung hinzufügen, dass nämlich die Wirkung bzw. Anwendung eines bereits bekannten Gesetzes in Frage steht; gesucht wird also die Konkretisierungsweise des Allgemeinen oder ob dieses mir gegebene Gesetz über diese oder jene Einzelerscheinung übergreift. In beiden Suchweisen tritt das wechselseitige Ausschlussverhältnis der einzelnen Möglichkeiten auf, ohne welche kein wissenschaftliches Suchen und Finden operieren können. Für beide Operationen steht fest, dass man das Unwissen über das konkrete Allgemeine überwinden möchte.
Dass das Einzelne nicht einfach vom Allgemeinen getrennt und gegebenen sein kann, sondern vielmehr dieses in sich manifestiert, genauso wie es kein Allgemeines geben kann, ohne sich in die Einzelheit zu spezifizieren, hatte Hegel schon in seiner Philosophische Enzyklopädie für die Oberklasse definitorisch der spekulativen Dialektik zugesprochen.63 Spekulativ-dialektisch wäre auch das Verhältnis der Möglichkeiten, deren Stimmigkeit in bezug auf die Frage nach der Urbild-Abbild-Entsprechung koexistieren. Erkenntnistheoretisch oder ontologisch können die einzelnen Möglichkeiten nicht bestehen, ohne ihnen entsprechende Menge der Gegenmöglichkeit zu negieren. Deutlicher wird dieses Verhältnis, wenn irgendeine Möglichkeit in die Existenz tritt und zugleich die Menge ihrer Gegenmöglichkeit ausfällt, oder umgekehrt.
Die bürgerliche Fassung der Heuristik, die Unmethode in eine Systematik schöpferischer Suche nach Problemlösungen zu verwandeln, mündet in die subjektivistische Behandlung der Frage nach dem Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem einerseits und in die Abtrennung des Ur- und Abbildcharakter auf der begrifflichen Ebene andererseits ein. Fries’ Übersetzung der Kantischen Urteilskraft in die Dichotomie von Regel und Fall oder Hörz’ Hinweise auf objektive Zusammenhänge löst diese Probleme noch nicht. Eine Dichotomie von Regel und Fall wird erst dann überwunden, wenn man den dialektischen Wirkungszusammenhang innerhalb jedes Falls einsieht, dass jeder Fall auch als Regel für einen weiteren Fall einwirken muss. Regel als solche übergreift über den Fall, und jeder Fall fungiert als Regel, die über einen weiteren Fall übergreift. Regel- und Fallcharaktere sind manifest in jeder Regel und jedem Fall. Die der Heuristik zugesprochene Unvollständigkeit, Unentschiedenheit und Offenheit gehen erst aus diesem primären Wirkungszusammenhang aus und konstituieren den dialektischen Grundsatz der Wahrscheinlichkeit als wechselseitiges Ausschlußverhältnis der einander negierenden Möglichkeiten innerhalb derselben Möglichkeitsmenge, derjenigen Menge nämlich, deren Verhältnis mit der einzelnen Möglichkeit die Wahrscheinlichkeit ausmacht. Das Verhältnis der einzelnen Möglichkeit zur gesamten Möglichkeitsmenge kann aber nicht einfach auf die Suche nach dem einzelnen Fall beschränkt werden, sondern es ist eben aus diesem Wechselverhältnis zwischen Einzelnem und Allgemeinen auszugehen. Jede Suche nach dem Einzelnen oder Fall setzt daher eine Suche nach dem übergreifenden Allgemeinen voraus. Das heißt, dass die Suchdirektion der Heuristik nicht bloß auf das Einzelne gerichtet ist, sondern die Wechselverhältnis zwischen Einzelnem und Allgemeinen auszugehen. Jede Suche nach dem Einzelnen oder Fall setzt daher eine Suche nach dem übergreifenden Allgemeinen voraus. Das heißt, dass die Suchdirektion der Heuristik nicht bloß auf das Einzelne gerichtet ist, sondern die Suchrichtung immer doppelseitig umkehrbar sein muss, also auf das Einzelne einerseits und auf das Allgemeine andererseits. In diesem Sinne kann man von einem dialektischen Verhältnis zwischen Heuristik und Wahrscheinlichkeit sprechen. Weil aber Dialektik eine gewisse Strukturform wechselseitiger Manifestationen zwischen Gegensätzen ausdrückt, stellt sich heraus, dass die Dialektik als Strukturform auch innerhalb der heuristischen Suchoperation, aber auch im Wahrscheinlichkeitsverhältnis zwischen allgemeiner Möglichkeitsmenge und einzelner Möglichkeitsoption sowie zwischen einzelnen Möglichkeiten präsent ist. Diese Strukturform ist mit einer anderen exakt identisch, die aus der Spiegelung des Spiegels hervorkommt, in dem das Bespiegelte als Gespiegeltes gespiegelt wird.
Endnoten
1 Center for Studies of Marxist Social Theory (CSMST), Nanjing University.
2 Hörz 2006.
3 Arndt 2006, S. 177.
4 Hörz 2006, S. 169.
5 Ruben 2006, S. 218.
6 Kesselring 2006, S. 193.
7 Heintel 2006, S. 190.
8 Holz 2006, S. 192.
9 Auffallend sind die scharfen, fast groben Formulierungen Müllers (Müller 1970, S. 10 ff.):
„Die Systematische Heuristik geht davon aus, daß die Entwicklung der Arbeitsproduktivität in letzter Instanz das Entscheidende für den Sieg der neuen sozialistischen Gesellschaft ist. Mit der wissenschaftlich-technischen Revolution treten neue Fragen auf. unter diesen Bedingungen weitere allseitige Stärkung der DDR im entscheidenden Maße durch die Leistungen in Wissenschaft und Technik bestimmt“. Dass es eigentlich um eine fordistisch-postfordistische Produktionsweise geht, wird erst einige Seiten später klar: „Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte werden, ausgehend von wissenschaftlich fundierten Systemprognosen über qualitativ neue Entwicklungstendenzen der Volkswirtschaft und Gesellschaft, so konzipiert, daß im Ergebnis sorgfältiger Analyse, Planung und hocheffektiver Arbeit vorrangig vollautomatisierte Fließverfahrenszüge, Einheitssysteme und komplexautomatisierte fertigungstechnologische Systeme auf der Grundlage neuer Wirkprinzipien verwirklicht werden. […] Die schöpferische Fähigkeiten der Forscher, Ingenieure und Leiter werden durch systematische Weiterbildung über neueste Erkenntnisse und Erfahrungen, durch neue verallgemeinerungsfähige Methoden, mit deren Einführung höchste Effektivität in Forschung und Entwicklung erreicht werden kann, insbesondere der Operationsforschung und der Systematischen Heuristik“. So kam es zu der Definition der Heuristik (Heitsch/Parthey/Wächter 1971, S. 145), sie sei „ein Instrument sozialistischer Wissenschaftsorganisation“, „das es gestattet, das problemlösende Denken zu rationalisieren. Mit der Systematischen Heuristik und ähnlichen Bemühungen wird ein empirischer Zugang zur Gewinnung von heuristischen Methoden und Programmen auf Grund der Analyse konkreter Problembearbeitungsprozesse erschlossen“.
10 Ruben 2006, S. 218.
11 Erpenbeck 2006, S. 182.
12 Ruben 1978.
13 Rauth (Hg.) 1991, S. 305.
14 Ebd., S. 304.
15 Struik 1934.
16 Str’juk 1934.
17 Struik 1935, S. 169 ff.
18 Hörz 1968, S. 159; Hörz (Münster-Hamburg), S. 128, 140, 149; Hörz 1981, S. 173.
19 Hörz 1980, S. 88 f.
20 Narski 1967, S. 582; vgl. Hörz 1980, S. 92 ff. und Wells 1971, S. 161 ff.
21 KdU, S. 87 ff., 365.
22 Ebd., S. 24.
23 Ebd., S. 27; vgl. Achem 2003, S. 111 ff., 137.
24 Ebd., S. 369.
25 Vgl. ebd., S. 387.
26 Ebd., S. 429, 431 f.
27 K LB, S. 628; K LP, S. 555.
28 K WL, S. 880 ff.; K LDW, S. 742; K PE, S. 20; vgl. Regvald 2005, S. 260.
29 Fries 1819, S. 76, 90.
30 Ebd., S. 92.
31 Ebd., S. 448.
32 Fries 1842, S. 25.
33 Bräuer 1966, S. 115 ff.
34 Fink 2010, S. 27.
35 Ebd., S. 97.
36 Ebd., S. 113.
37 Ebd., S… 116.
38 Eine Günther entgegengesetzte Hegel-Interpretation, die einen systematischen Gebrauch der Spiegelmetapher macht, hatte bereits Bruno Liebrucks in seiner Sprache und Bewußtsein, und zwar im Anschluß an Josef König dargelegt (siehe Liebrucks 1974a, S. 30 f., 38, 41 ff., 60, 62; Liebrucks 1974b, S. 39, 219 ff.). Liebrucks, der in diesem opus magnum die gesamte Logik Hegels rezensiert hat, machte den Übergang von der Wesens- zur Begriffslogik mit dem ca. 80seitigen ersten Kapitels des Bandes 6.3. Der formallogische Versuch Josef Königs im Raum zwischen Wesen und Begriff. Liebrucks König-Rezeption scheint weder in der Habilitationsschrift Volker Schürmanns (1999), die zugleich als die erste Monografie über König gelten darf, noch von Herausgebern der Werke Königs – Mathias Guttmann und Michael Weingarten (2004, S. 291 f.) – zur Kenntnis genommen worden zu sein.
39 Günther 1971, S. 44.
40 Kesselring 1984, S. 134.
41 Ebd., S. 135.
42 Ebd.
43 Ebd., S. 136.
44 Ebd., S. 136 f.
45 König 1937, S. 67 f.
46 Bollnow 2009, S. 37.
47 Kesselring 1984, S. 127; Hüllinghorst 1997, S. 79, 87.
48 Bollnow 2009, S. 37ff; vgl. Denk 1975, S. 411.
49 Ebd., S. 40; vgl. ebd., S. 44: „Der entscheidende Differenzpunkt liegt dann allerdings darin, daß dasjenige, was bei Dilthey als ‚Ausdruck‘ gefaßt wird, bei Marx als ‚Arbeit‘ bezeichnet […] wird“.
50 Bräuer 1966, S. 24.
51 Ebd., S. 33.
52 Mainberger 2003, S. 61.
53 Fink 2010, S. 51; Villwock 1983, S. 77.
54 Bräuer 1966, S. 45.
55 Hartkopf 1987, S. 107 f.; ebd., S. 109: „Bei der so verstandenen Heuristik im engeren Sinne kann man demgemäß auch von der Theorie des Problemlösens, m. a. W. von der Theorie der heuristischen Methoden, insbesondere der Verfahren zum Lösen von Fragen, Aufgaben und Problemen aller Art sprechen“. In einer früheren Formulierung scheint Werner Hartkopf der klassischen Definitionsweise der Heuristik näher zu stehen, die mit der allgemeinen Theorie des Problemlösens nicht viel verbindbar zu sein scheint. Heuristik ist dem klassischen Verständnis nach kein ergebnissicherndes oder -fundierendes Verfahren. Ohne ergebnissichernd zu sein, kann es aber keine allgemeine Theorie des Problemlösens geben, weil somit einfach kein Problem gelöst, sondern nur darüber bloß spekuliert werden kann. Vgl. Hartkopf 1979, S. 77 ff.
56 Bräuer 1966, S. 94.
57 Ebd., S. 126.
58 Vgl. Kesselring 1984, S. 127 f.
59 Vgl. Günther 1971, S. 34; Henrich 1982, S. 69.
60 Vgl. Schmitz 2010, S. 27, 81, 208; Todorow 2003, S. 241; Mainberger 2003, S. 63.
61 Vgl. Henrich 1982, S. 71.
62 Vgl. Mainberger 2003, S. 61 f.: „Ein von Zufall und Unbestimmtheit geprägter, durch Nichtableitbarkeit von festen Prinzipien gekennzeichneter und vom Andersseinkönnen einholbarer Sachverhalt ist 1) auf mögliche Verknünftigkeitsmomente hin zu prüfen; 2) diese Vernünftigkeitsmomente wiederum dürfen nicht dazu gebraucht werden, zwingende Schlüssigkeit vorzutäuschen; 3) die Gesprächspartner dürfen nicht mit logisch-formalen Beweisen in die Zustimmung gezwungen werden; 4) der Sachverhalt ist mit Glaublichkeitsfiguren zu plausibilisieren“.
63 HW 4, S. 55 f.
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