Kaan Kangal: Philosophie, Arbeit und Wahrscheinlichkeit

Kaan Kangal, Nanjing

Philosophie, Arbeit und Wahrscheinlichkeit

Zu einer philosophischen Katadioptrik im Anschluss an Josef König, Hans Heinz Holz und Joachim Schickel
Man kann nichts wahrnehmen in dem Sinne, dass man etwas wahrnimmt, als ob ein Wahres davorsteht und nachträglich (auf-)genommen wird. Es ist vielmehr so, dass, wenn es um die Tatsachen- und Vernunftwahrheit geht, etwas (auf-)genom- men und verarbeitet wird, dessen Resultat das Wahre ist oder sein sollte. Das Wahre als solches wird nicht gegeben, sondern es ist etwas zu erwerben bzw. zu gewinnen. Davor ist das, was als wahr zu bestimmen ist, noch nicht wahr, sondern nur wahrscheinlich. Alle Arbeit befindet sich in diesem noch Wahrscheinlichen, Uneindeutigen.

Das Reflexivpronomen des Sich-Befindens ist hier in doppelter Weise zu verstehen: philosophische Arbeit befindet sich selbst zum einen innerhalb des Wahrscheinlichen, welches Philosophie zur Wahrheit zu erheben tendiert. Sie befindet aber zum anderen keine sinnliche Gegenständlichkeit, die sich von selbst als wahrscheinlich bezeichnet. Umformuliert: philosophische Arbeit findet sich selbst in der Sphäre des Wahrscheinlichen. Sie findet eine Welt von in der Luft schwebenden Dinge vor, welche sie zunächst festzulegen und zu zerteilen hat. Indem sie die Grenzen der Uneindeutigkeiten bestimmt, entwickelt sie für sich selbst eine Art Wahrscheinlichkeitsbewusstsein. In einem zweiten Schritt muss sie die abstrahierten Zusammenhänge wieder zurückgewinnen: Abstraktion selbst muss sie wieder abstrahieren. Wenn das gelingt, so darf das Endprodukt philosophischer Arbeit – sehr verkürzt gesagt – als Ganzes oder Wahres gelten. Philosophie als solche leistet eine Arbeit innerhalb der Welt des Wahrscheinlichen als Wahrscheinlichen in der Welt, indem sie am Wahrscheinlichen arbeitet bzw. dieses Wahrscheinliche be- und verarbeitet. Philosophische Arbeit im und am Wahrscheinlichen bildet zugleich das Aufhebungsmoment dieser Wahrscheinlichkeitsarbeit selbst. Philosophie leistet aber keine Arbeit, um sich selbst aufzuheben, indem sie ihre Arbeit verwirklicht, sondern: indem sie eine Arbeit im und am Wahrscheinlichen leistet, dieses Wahrscheinliche be- und verarbeitet, hebt sie sich selbst in abgestufter Weise auf. Arbeit der Philosophie ist momentanes Mittel zur Verwirklichung und Aufhebung ihrer selbst. Kehrt man die beiden, gegenteiligen Seiten der Genitiv-Relation ‚Arbeit der Philosophie‘ um, so erhält man nicht nur ein zunächst – der Reihenfolge nach – rein formales Spiegelbild derselben

(Arbeit der Philosophie | Philosophie der Arbeit),

sondern einen Seinsbereich der dialektischen Ontologie, in der die Arbeit der Philosophie sich als Arbeit und somit die Philosophie selbst momentan aufhebt, indem sie eine Philosophie der Arbeit verwirklicht. Dialektische Ontologie bedarf aber unbedingt einer zweiten Umkehrung, die wiederum eine rein formale Spiegelsymmetrie ergibt:

(Philosophie der Arbeit | Arbeit der Philosophie).

Arbeit der Philosophie ist das, was eine Philosophie leistet. Sie ist ihr Tun im allgemeinen und ihre Tat im besonderen. Der Genitiv von ‚Arbeit der Philosophie‘ ist ein subjektivischer: es ist die Philosophie, die arbeitet, und nicht die Arbeit, die philosophiert. Der Genitiv von ‚Philosophie der Arbeit‘ hingegen ist ein objektivischer: man philosophiert über die Arbeit, indem man z. B. das Wesen der Arbeit erforscht, die Arbeit zum Gegenstand der Philosophie macht. Während alles Tun der Philosophie Arbeit ist, muss sie ihre Tat nicht unbedingt in einer besonderen Philosophie der Arbeit verwirklichen, weil Arbeit für Philosophie nicht der einzige, sondern ein Forschungsgegenstand neben anderen ist. Arbeit der Philosophie als abstrakt- allgemeines Tun der Philosophie wird in einer Philosophie der Arbeit konkret, weil Philosophie der Arbeit ein besonderer Seinsbereich der Philosophie bildet, worin Philosophie durch eine Annäherung an das Arbeitsphänomen ihre eigene Arbeit verwirklicht, zunächst ohne beanspruchen zu müssen, dass es um eine strikte Verdopplung der Arbeit als ‚Arbeit der Philosophie‘ und ‚Philosophie der Arbeit‘ geht. Philosophiert man über die Arbeit, so verwirklicht man eine geistig- philosophische Arbeit. Dass man irgendwie dessen bewußt wird, dass Arbeit in zwei verschiedenen, jedoch miteinander zusammenhängenden Formen erscheint, wäre an dieser Stelle noch etwas Zusätzliches. Verwirklichung der Philosophie als allgemeine Arbeit der Philosophie im Besonderen als Philosophie der Arbeit legt nur dar, dass die allgemeine Arbeit der Philosophie einen Unterschied zwischen sich selbst und Arten des Philosophierens setzt, und in Philosophie der Arbeit die Allgemeinheit philosophischer Arbeit manifest wird. Ein solches Verhältnis zwischen Arbeit und Philosophie heißt bei Hegel übergreifendes Allgemeine.1

In dem zweiten Spiegelverhältnis, in dem ‚Philosophie der Arbeit‘ gegenüber ‚Arbeit der Philosophie‘ eine Priorität gewinnt, schaut die Sache anders aus. Im ersten Verhältnis greift die Philosophie als Allgemeines sich selbst und die Arbeit als ihr besonderes Gegenteil über. Gegenüber Philosophie gewinnt hier Arbeit eine die Art und Weise des Philosophierens regierende Macht, weil eben Philosophie von einzelnen und besonderen Formen der Arbeit, und umgekehrt, die Arbeit von der Philosophie ausgeht. Das Resultat ist wiederum eine philosophische Leistung. Der objektivische Genitiv von ‚Philosophie der Arbeit‘ wird somit besonders zu einem auktorialen Genitiv, in dem Arbeit nicht mehr einfach als ein Forschungsobjekt der Philosophie erscheint, sondern zum An- und Ausgang, Urheber und Registrator der Philosophie wird. Das Endprodukt einer solchen Philosophie wird wiederum Arbeit, aber nicht unbedingt eine solche, von der am Anfang ausgegangen wird, sondern spezifisch eine geistig-philosophische. ‚Arbeit der Philosophie‘ wird somit nicht mehr ein ihre Arten übergreifendes Allgemeine, sondern ein übergriffenes Besondere, dessen Allgemeinheit in der ‚Philosophie der Arbeit‘ manifestiert ist.

Die Umkehrung dieser Übergreifungsfigur ermöglicht uns, das oben als ‚rein formale Spiegelsymmetrie‘ beschriebene Verhältnis auf ein drittes zu reduzieren, in dem Philosophie und Arbeit jetzt als Gegenteile einer Spiegelung erscheinen. Was das Geschäft der Philosophie ausmacht, ist eine andere Frage als jene, wie eine Philosophie der Arbeit möglich wäre. Eine Arbeit der Philosophie, die ihre eigene Arbeitstätigkeit an ihrem zu bearbeitenden Gegenstand wieder erkennt und bei der Erforschung des Wesens der Arbeit ihre eigene Arbeit leistet und sich somit selbstbewußt verwirklicht, kann nur durch eine dialektische Philosophie der Arbeit geleistet werden. In diesem Fall würde Philosophie sich selbst im Spiegel der Arbeit wieder erkennen, indem er über die Arbeit logisch übergreift und somit einen Selbstunterschied setzt. Diese logische Übergreifungsfigur zwischen Philosophie und Arbeit auf die Ontologie zu reduzieren, ist Idealismus.

Eine Philosophie an sich gibt es nicht; Philosophie muss immer Philosophie von etwas sein, genauso wie es keine Arbeit an sich gibt; es ist immer Arbeit von etwas oder an etwas. Arbeit ist bedingt und bedingend. Man gibt sie unter individuellen und gesellschaftlichen Bedingungen aus, und in materialisierter Form spielt sie eine die bestehenden Arbeitsbedingungen mitformierende Rolle. Was Philosophie über Arbeit sagt, ist der Arbeit zunächst gleichgültig. Auch eine Philosophie, die sich selbst und Arbeit übergreift, kann nicht notwendig setzen und voraussetzen, dass Arbeit sich selbst und Philosophie ontisch übergreift. Philosophie kann an dieser Stelle nur die logische Arbeit leisten, die zur Ermöglichung einer ontischen Übergreifung der Philosophie durch Arbeit beiträgt. Eine Philosophie, welche die ontischen und logischen Übergreifungen wiederum logisch übergreift, ist Materialismus.

Eine dialektisch-materialistische Ontologie der Arbeit besteht darin, dass ein Selbstbewusstsein der Arbeit im Spiegel der Philosophie und eine Selbstverwirklichung der Philosophie im Spiegel der Arbeit möglich wären. Und ohne das eine geht das andere nicht. Aber eine dialektisch-materialistische Ontologie der Arbeit besteht gleichsam darin, die logischen Möglichkeitsbedingungen der Widerspiegelung von Arbeit und Philosophie zu konstituieren, die von selbst nicht gegeben, sondern etwas zu erwerben sind. Handelt es sich um eine Isomorphie zwischen Arbeit und Philosophie, so ist sie zunächst herzustellen und zu verschärfen. Eine philosophische Arbeit an Widerspiegelung von Arbeit und Philosophie fordert daher Verwirklichung und Aufhebung eines logischen Wahrscheinlichkeitsverhältnisses zwischen Arbeit und Philosophie. Um das zu tun, bedarf man nicht nur der Spiegel, sondern der Linsen; nicht nur des Reflektierens, sondern Verschärfens; nicht nur der Katoptrik, sondern der Dioptrik. Eine philosophische Katadioptrik fasst die Wahrscheinlichkeitsarbeit an der Widerspiegelung von Arbeit und Philosophie zusammen.

Arbeitsbewußtsein und Bewußtseinsarbeit

Arbeit ist für Hegel die Einheit des Bearbeiteten und Gearbeiteten, An- bzw. Ausgangsmaterials und Endproduktes, in der das Prädikat Arbeiten die vermittelnde Rolle spielt. Das Arbeitsprodukt spiegelt die in ihr vergegenständlichte, vergangene Arbeit und macht diese gegenwärtig. Das Arbeitssubjekt ist imstande, seine vergangene Arbeit in Gegenwart wieder zu erkennen. So fungiert das Arbeitsprodukt wie ein Spiegel, in dem das Bearbeitete erkennbar ist in der Form des gearbeiteten Endproduktes. Das Arbeitsprodukt spiegelt das Bearbeitete als Gearbeitetes, wie ein Spiegel jedes zu bespiegelndes Ding als ein Gespiegeltes spiegelt. Auch im Werkzeug ist die Arbeit vergegenständlicht, welches weitere Arbeit ermöglicht. Werkzeug als „vernünftige Mitte“2 im Arbeitsprozess stellt eine Einheit der Allgemeinheit und Individualität dar: Es wird erfunden als ein Allgemeines, benutzt wird es von einzelnen; es wird erfunden von einzelnen, benutzbar ist es für jeden. Das Werkzeug als ein „wahrhaft Allgemeines“3, eine „existierende Allgemeinheit des praktischen Prozesses“ erscheint „auf der Seite des Tätigen gegen das Passive, ist selbst passiv nach der Seite des Arbeitenden und tätig gegen das Bearbeitete“.4

Das Subjekt der Arbeit ist der Träger der Arbeitskraft der „noch nicht als notwendig gesetzten Ordnung“. Es ist zunächst ein „sich selbst als Kraft erfassende[s] Ich“, das sich noch nicht entäußert hat und gleich in seinem äußerlichen Tun die Unruhe zum Gegenstand, willkürliche Unordnung und Vielfalt in einheitliche Ordnung umschlagen wird. Die Idealität der Arbeit ist die „erste Arbeit“ als Arbeit „des erwachten Geistes“, die durch „Übung des Gedächtnisses“ realisiert wird. Arbeit als solche aktiviert die Sprache, womit und woran der Geist arbeitet. Diese Arbeit ist das „erste innere Wirken auf sich selbst“ und „der Anfang der freien Erhebung des Geistes“. Gesetzt wird somit die Seharbeit als Arbeit am scharfen Sehen, „präzis sehen“ durch geistige Arbeit und geistige Arbeit als „Fixieren, Abstrahieren, Herausnehmen, Anstrengung, Überwindung“.5 Philosophisches Sehen ist ein Spähen und Bemeisterung der Späharbeit.

Die Verarbeitung der Vielfalt möglicher Arbeitsgegenstände ist die Sache des Bewusstseins. Das tut es als ein abstraktes Allgemeines und was es tut und getan hat, gilt zunächst als „abstraktes Arbeiten“. Das Bewusstsein nimmt die Vielfalt der Bedürfnisse auf, verarbeitet diese in Form von „Abstraktion der allgemeinen Bilder“.6 Mit der Arbeit des Bewusstseins entzweit sich aber das Bedürfnis in Bedürfnis und Befriedigung. Das Subjekt der Arbeit wird sich dessen bewusst, dass seine Bedürfnisse nicht unmittelbar befriedigt werden können, weil zuerst die Befriedigung selbst ermöglicht werden sollte; „statt der Wirklichkeit der Befriedigung seiner Bedürfnise, nur die Möglichkeit dieser Befriedigung“. Diese Entzweiung setzt dann notwendig einen gesellschaftlichen Austausch; der Mensch „schränkt sich auf die Arbeit für Eins seiner Bedürfnisse ein und tauscht sich dafür das für seine andern Bedürfnisse Nötige ein“. Die anfängliche, voraussetzungslose Sichselbstgleichheit der Bedürfnisbefriedigung ist durch die gesellschaftlich-allgemeine Arbeit gesetzt in eine Nichtidentität, wo eine „allgemeine Abhängigkeit aller voneinander“ ensteht und „alle Sicherheit und Gewißheit“ vergeht, „daß sein Arbeiten als einzelnes seinen Bedürfnissen unmittelbar gemäß ist“.7

Bewusstsein als solches kann aber nur ein „unglückliches Bewusstsein“ heißen. Das Subjekt der Arbeit, entzweit in Bedürfnis und Befriedigung, findet sich als „begehrend und arbeitend“ und verliert ihre anfängliche „innerliche Gewißheit seiner selbst“ in der Einheit von Begierde und Arbeit. Ihm bleibt dann „vielmehr noch die gebrochene Gewißheit seiner selbst“ übrig. Die „Bewährung, welche es durch Arbeit und Genuß erhalten würde“, ist eine „gebrochene“.8 Und eben dadurch kommt das Subjekt der Arbeit „zu sich selbst“, zu dieser gebrochenen Gewissheit und Sicherheit. Ist Ungewissheit gleich Wahrscheinlichkeit, so ist das Wahrscheinliche das Produkt dieser Bewusstseinsarbeit. Am Wahrscheinlichen arbeitet das Bewusstsein. Ein Wiederfinden des eigenen Sinnes in der fremden Form des Wahrscheinlichen setzt gleichsam etwas mehr als ein Selbstbewusstsein.9 Jedes Selbstbewusstsein eben, das das Ungewisse und Wahrscheinliche voraussetzt und durch diese gesetzt wird, ist eine Art Wahrscheinlichkeitsbewusstsein. Spricht man von einem Sich- selbst-Finden bei der Arbeit, indem das Arbeitsprodukt die Arbeit spiegelt und das Arbeitssubjekt seine Arbeit im Spiegel seines Produkts wieder erkennt, so geht man vom Faktor Wahrscheinlichkeit aus. Nicht nur diese, sondern alle Befriedigung, die nicht gegeben, sondern zu erwerben ist, hat das Wahrscheinliche in sich. Der Grund dafür liegt vielmehr darin, dass jedes Verhältnis, das gleichsam als ein Spiegelverhältnis ausdrückbar ist, ein graduelles und abgestufterweise präzisierbares Ähnlichkeitsverhältnis ist, dessen Wertskala die Verisimilität, also Wahrheitsähnlichkeit (= Wahrscheinlichkeit) ausmacht.

Arbeit des Spiegels und Spiegel der Arbeit

Ein gemeinsamer Punkt von Arbeit und Spiegel ist, dass sie in einer strukturgleichen Form auf dem Verhältnis von Urbild und Abbild beruhen. Der Spiegel enthält das vor ihm stehende Urbild als Abbild in sich. Ein Abbild ohne Urbild gibt es nicht. Aber umgekehrt ein Ding, das als ‚Urbild‘ fungiert, setzt notwendig ein Abbild (voraus). Abbild ist etwas anderes als Urbild, obwohl es etwas Identisches mit diesem ausdrückt. Abbild ist identisch mit dem Urbild, sonst wäre es ja kein Abbild. Aber als etwas Verschiedenes vom Urbild ist es doch nicht identisch mit ihm. Da aber das Abbild genau das Abbild des Urbildes ist, ist die in der unaufhebbaren Distanz zwischen Urbild und Abbild gesetzte Nichtidentität wiederum negiert. Das Spiegelbild als Abbild des bespiegelten Urbildes ist mit diesem identisch und von ihm verschieden. Das ist auch im Arbeitsprozess der Fall, weil alle eigentliche Arbeit planmäßige, zielgerichtete Tätigkeit ist, Muster- oder Urbild hat, nach dem sie ihr Tun verwirklicht und das Endprodukt hervorbringt, in dem der geplante Zweck als Abbild mit diesem identisch und different erscheint. Aufgrund dieser strukturlogischen Gleichheit der Spiegelung und Arbeit ist es möglich, den Arbeitsprozess als Einheit von Arbeitsentwurf und Endprodukt als einen Spiegelungsprozeß zu denken. Umgekehrt ist es wiederum möglich, von der Arbeit des Spiegels zu reden, weil sie die Erhaltung der Identität von Identität und Nichtidentität realisiert.

Der Vergleich zwischen Malerei und Spiegelung bei Josef König scheint eine Lösungsmöglichkeit zur Frage anzubieten, wie Arbeit von Spiegel zu unterscheiden wäre. Malerei ist die Arbeit des Malers. Seine Profession verwirklicht er, indem er malt, und er malt, weil Malerei Profession ist. Das eine ist aber nicht primär gegenüber dem anderen; „keines von beiden ist rücksichtlich des Anderen vorausgesetzt oder das Erste“. Dass der Maler malt, ist eine „identitätshafte Verknüpfung von Subjekt und erschöpfendem Prädikat“. Dem Maler kommt im Malen zu, zu sein.10 Das Bild, das der Maler abmalt, ist das Bild des Malers. Er malt also nicht das Ding, sondern das Bild des Dinges ab. Somit stellt er das Ding im Bild rein eigentlich dar. Das Darstellen, das rein eigentlich ist, ist das Tun des Malers. „Daß dies Bild diese Sache darstellt, ist rein uneigentlich gesagt und darf unter keiner Bedingung dahin verstanden werden, daß das Darstellen das Tun des Bildes ist“.11 Das Bild des Malers ist das, was der Maler entworfen und abgemalt hat. Entwerfen und Abmalen ist die Arbeit des Malers. Sein Tun als Darstellen ist die Darstellungsarbeit. Das Gemälde schließlich ist das Endprodukt seiner Arbeit.

Im Spiegel hingegen ist rein eigentlich weder Entwurf noch Arbeit existent. Der Spiegel bringt einfach fertig, „ein Ding zu spiegeln, ohne sozusagen gezwungen zu sein, ein Bild des Dinges zu spiegeln“. Das Tun des Malers ist, wie gesagt, nicht das Abmalen des Dinges, während die wesentliche Tätigkeit des Spiegels das Spiegeln des Dinges ist. Der Spiegel kann nichts tun als das Ding abzuspiegeln. Er stellt übrigens das von ihm abgespiegelte Ding nicht so dar, wie der Maler etwas darstellt. Der Spiegel ist der Urheber und die Quelle der Darstellung des Bildes. Er arbeitet aber nicht nach einem Planentwurf wie der Maler. Das Darstellen des Spiegels ist daher weder rein eigentlich noch rein uneigentlich, sondern er stellt nur in mittlerer Eigentlichkeit dar. Die identitäthafte Verknüpfung von Subjekt (Spiegel) und Prädikat (Spiegeln) ist eine andere als die des Malers, weil das Tun des Spiegels gleichsam das Sein des Spiegels ausmacht, während das Malen nicht die einzige Tätigkeit des Tuns des Malers ist.12 Darin liegt der Unterschied zwischen rein eigentlicher Arbeit des Malers und rein uneigentlicher Arbeit des Spiegels.

Ein näheres Herangehen an die uneigentliche Arbeit des Spiegels bietet Hans Heinz Holz dar. Holz versteht das Prädikat Spiegeln „nicht als Tätigkeit oder Leistung des Spiegels“, sondern vielmehr „als dessen Seinsweise“. Das Spiegeln ist – so Holz – auf das Substantivum ‚Spiegel‘ zurückzuführen, das „wiederum mit einem Verbum, spiegeln, eng verknüpft“ ist; und zwar so sehr, „daß logisch zwischen Spiegeln und Spiegel kaum eine Differenz vorhanden ist“.13 Kraft seiner materiellen Beschaffenheit, ein poliertes Glas- oder Metallding zu sein (natürliche Spiegel seien hier ausgeschlossen), vermag der Spiegel das vor ihm hinzutretende Ding als in ihm Unterschiedenes zu enthalten. Andere sichtbare Gegenstände in sich abzubilden, macht den Spiegel ein ausnehmend besonderes Ding. Dann fügt aber Holz hinzu, dass die Anwesenheit eines einzelnen Bespiegelten für die Spiegelung kontingent ist, obwohl das vom Spiegel gespiegelte Ding dem Spiegel äußerlich ist. Ohne Inhalt bzw. Spiegelbild „wäre der Spiegel kein Spiegel, sondern einfach ein Ding wie andere Dinge auch“. Der Unterschied zwischen dem Spiegel und dem Gespiegelten ist daher ein „notwendiger Inhalt des Spiegels“. Das sei „ein Selbstunterschied des Spiegels“ im doppelten Sinne, „daß der Unterschied zwischen dem Spiegel und dem Gespiegelten im Spiegel selbst liegt und das Bestimmungsmoment des Spiegelseins, seiner „Selbst“, ausmacht“.14

Über diesen Selbstunterschied des Spiegels hinaus baut Holz die identitätslogische Übergreifungsfigur in Verdopplung, auf der Seite des Spiegels und der des Dinges, auf. Es ist das vom Spiegelding gespiegelte Ding, das ontisch sich selbst und den Spiegel übergreift. Der Spiegel hingegen ist logisch die Allgemeinheit, die im Selbstunterschied sich selbst als spiegelndes Dingsein und in ihm enthaltenes Abbildsein übergreift.15 Somit ist eine doppelte Identität im Unterschied erhalten: Das im Spiegel sich spiegelnde Ding ist mit sich im Selbstunterschied identisch einerseits; der das Ding spiegelnde, dieses Ding in sich als Gespiegeltes enthaltende Spiegel ist mit sich im Selbstunterschied identisch andererseits. Jene ist eine ontische, diese ist eine logische Identität im Selbstunterschied. Kategoriale Grenzen zwischen Identität und Unterschied präzisiert Holz dann folgendermaßen: „In diesem Verhältnis gibt es nur zwei Glieder, nämlich Identität und Unterschied, und jedes enthält das andere als eine Art seiner selbst: Der Unterschied ist (logisch) eine Art Identität, denn er ist er selbst als Unterschied; und die Identität ist (ontologisch) eine Art Unterschied, denn sie ist als Identität nur im Sich-Unterscheiden vom anderen, dem Unterschiedenen“.16

Spiegeln und Nicht-Spiegeln des Spiegels

Im Gegensatz zu den oben geschilderten Gemeinsamkeiten zwischen Malerei und Spiegelung existiert hier noch eine die beiden Phänomene voneinander trennende Bedingung. Das ist, wie Joachim Schickel dies in einer Nebenbemerkung ausspricht, die Lichtbedingung:

„Das gemalt-Dargestellte [ist] auch ohne das Licht, das gespiegelt- sich-Darstellende nie ohne das Licht da“.17 Im Dunkeln spiegelt kein Spiegel; er spiegelt nichts. Das hebt aber seine determinierende Qualität18 nicht auf, ein poliertes Ding zu sein. Das Licht ist eben eine materielle, dem Spiegel äußerliche Bedingung, eine materielle Prämisse und das Material der Spiegelung, das allein einem fertigen Spiegel das Spiegeln ermöglicht. Unter Berücksichtigung dieser Lichtbedingung ist die Bestimmung Holz‘, das Prädikat ‚Spiegeln‘ sei die Seinsweise des Subjekts ‚Spiegel‘,19 freilich gefährdet, weil hier ein Fall eintritt, in dem das Prädikat ‚Spiegeln‘ nicht irgendwie weggelöscht wird, so dass man nicht mehr von der Seinsweise des Spiegels sprechen könne, sondern man mit einem Spiegel zu tun hat, der nicht spiegelt und kein Spiegelbild herstellt, aber doch als poliertes Glas- oder Metallding fortexistiert. Dieses Dilemma ist vielmehr so zu lösen, dass man in der Seinsweise des Spiegels logische Kompossibilität und ontische Inkompossibilität von Spiegeln und Nicht-Spiegeln zulässt. Der Spiegel entweder spiegelt oder nicht. Er ist aber auch ein Wesen, das sowohl spiegelt als auch nicht spiegelt. Er ist schließlich ein Ding, welches das Vermögen besitzt, etwas zu spiegeln, wenn er erleuchtet ist. Ist er nicht erleuchtet, so kann er dieses Vermögen nicht aktivieren. Sein Vermögen ‚Spiegeln‘ ist in Erleuchtung aktiviert, im Dunkeln deaktiviert.

Das Licht ist die materielle Bedingung, die das bespiegelte und spiegelnde Ding ontisch übergreift. Die Abwesenheit des Lichts widerspricht dem Spiegel als logischem Übergreifenden. Ist das Licht wieder anwesend, so ist das logische Übergreifen des Spiegels wiederhergestellt. Im Spiegelphänomen ist das Licht eine der obersten Allgemeinheiten, durch welche der Spiegel als übergriffen existiert, weil das Licht bedingt, ob das Spiegelbild in die Existenz eintritt oder nicht. Es ist offensichtlich, dass in der abwechelnden Ab- und Anwesenheit des Lichts ein einseitiger, realer Widerspruch zwischen ontischem Übergreifen des Lichts und logischem Übergreifen des Spiegels vorhanden ist.

Es mag hier so ausschauen, als dass je nach Lichtzustand ein Fall eintritt, der nach der Hegelschen Terminologie als ‚gewöhnliche Dialektik‘ definierbar wäre: „Gewöhnlich erscheint das Dialektische so, daß von einem Subjekt zwei entgegengesetzte Prädikate behauptet werden“.20 Im Spiegelfall: Spiegeln und Nicht-Spiegeln des Spiegels. Die spekulative Dialektik bestehe hingegen darin, dass in einem Prädikat das ihm Entgegengesetzte manifest ist.21 Von Annullieren des Subjekts (Spiegel) ist hier nicht die Rede.

Versucht man zu klären, ob der Gegensatz Spiegeln und Nicht- Spiegeln des Spiegels gewöhnlich- oder spekulativ-dialektisch wäre, so wäre es nicht zureichend, sich nur auf das ontische Übergreifen der Lichtbedingung zu beziehen. Das Licht ist nicht das einzige materiale Apriori des Spiegelbildes. Ein poliertes Glas- oder Metallding zu sein, besitzt das Vermögen, zu spiegeln, das in Erleuchtung aktiviert und im Dunkeln deaktiviert wird. Der Spiegel ist also etwas Wirkliches, der in sich ein Mögliches enthält, das unter der Lichtbedingung in die Existenz eintritt oder nicht.22 Existiert bereits ein Spiegelbild im Spiegel, so ist es schon in die Existenz eingetreten. Ist im Spiegel kein Spiegelbild präsent, so ist es noch nicht in die Existenz eingetreten. Die Wirklichkeit des Spiegelbildes besteht deswegen in der Wirklichkeit von Wirklichkeit und Möglichkeit des Spiegels.

Wahrscheinlichkeitsarbeit am Spiegel

Das Element, das dem Wirklichkeit-Möglichkeit-Verhältnis des Spiegels zugrundeliegt, ist die im Spiegel materialisierte Arbeit.23 Unter Spiegelherstellung versteht Christian Wolff zunächst eine theoretisch-geistige Arbeit im Sinne einer „Wissenschaft der sichtbaren Dinge, in so weit sie durch Hülfe der Spiegel gesehen werden. […] Durch den Spiegel verstehen wir eine jede Fläche, welche oben glatt oder polirt ist, hinten aber einen schwarzen oder undurchsichtigen Grund hat“.24 Diese Theorie der Katoptrik schließt er an den Planentwurf zur Herstellung der Spiegel als physikalisch-praktischer Arbeit an, die er in einzelne Stufen einteilt. Ist der Zweck einen „platten gläsernen Spiegel zu machen“, so bietet er eine „Auflösung“ an, die er schrittweise als Arbeitsprozeß erläutert.25 In der Darstellung Abel Burjas kommt es in der Theorie und Praxis der Katoptrik auf deutliche26 Bilder an, welche durch eine „wohl polirte Fläche“ zu erhalten wären.27 Klarheit und Deutlichkeit der Spiegelbilder sind nicht nur Sinn und Zweck der Arbeit am Spiegel, sondern auch das Resultat des Fleißes.

Der Endzustand der Arbeit am Spiegel macht auch die Idealität der katoptrischen Vorstellung aus, der nicht nur in dieser, sondern in aller Arbeit enthalten ist. Die Arbeit am Spiegel besteht, mit Holz gesagt, in der Verknüpfung von „Idealität der Vorstellung“ und „Materialität und Singularität der Einwirkung auf den Naturstoff, der verändert wird“. Die „Singularität der materiellen Einwirkung im Arbeitsprozeß ist zugleich im Genus der Allgemeinheit, weil der Begriff der Sache in sie eingegangen ist, und die Materialität ist zugleich ideell, weil sie den gesetzten Zweck in sich aufgenommen hat“.28 Die Arbeit am Spiegel antizipiert die logische Übergreifungsstruktur des Spiegels, während dieselbe Arbeit die Struktur des Übergreifens in sich trägt, welche zwar genau in einer „spiegelbildlichen Lesbarkeit“ vorfindbar ist.29 Somit findet eine Iteration auf zwei verschiedenen, aber miteinander verknüpften Ebenen statt: theoretische Katoptrik wird in der Spiegelarbeit zum „Moment des materiellen Tuns“.30

Die Übereinstimmung der Spiegelungsformen in der Arbeit am Spiegel und im Spiegel der Arbeit festzustellen, erfordert eine dritte, philosophische Arbeit. Philosophie ist hier wie ein drittes Auge, eine dritte Perspektive. Die guten und schlechten Spiegelbilder sind in der unaufhebbaren Distanz zwischen Urbild und Abbild verortet. Die Bildqualität eines Spiegels ist von der Qualität der in ihm enthaltenen Arbeit bedingt. Was einen „schlechten Spiegel“ von einem guten unterscheidet, ist nicht nur das im Spiegel materialisierte Arbeitsquantum, sondern die „Ähnlichkeit“ der Bilder mit dem bespiegelten Ding. „Aber der Spiegel selbst sagt nichts darüber aus, ob er adäquat abbildet. Das richtige Bild, dem das Gespiegelte angemessen werden könnte, kann nur vom beobachtenden Dritten oder im Vergleich vieler Spiegelbilder gewonnen werden. Dem Bespiegelten ist es nie originär gegeben, so daß dem Gespiegelten der Spielraum zwischen wahr und falsch wesensmäßig eigen ist“.31

Im Spiegel, in der Malerei und in aller anderen Arbeit existiert das Ähnlichkeitsverhältnis. Ein Spiegelbild ist nicht einfach wahr oder falsch, sondern es ist vielmehr so, dass das Ähnlichkeitsverhältnis zwischen Bespiegeltem und Gespiegeltem einen graduellen Charakter hat und zwischen 0 und 1 variabel ist. 0 wäre der Wert für Nicht-Spiegeln, 1 wäre das Maximum der Spiegelqualität oder die Grenze des Gespiegelten zur Identität mit dem Bespiegelten selbst. Es kommt nicht nur darauf an, ob Ur- und Abbild miteinander überhaupt übereinstimmen, sondern was der Übereinstimmungsgrad ist. Und Übereinstimmung ist, mit Leibniz gesagt, die Wahrscheinlichkeit.32 Der Übereinstimmungsgrad ist ein anderer Ausdruck für Wahrscheinlichkeitswert.33

Das im Spiegel materialisierte Arbeitsquantum bestimmt diesen Wahrscheinlichkeitsgrad unmittelbar als Spiegelungsqualität des Spiegels. Der Spiegel als fixes und fertiges Arbeitsprodukt spiegelt in kontingenter und notwendiger Form. Der Arbeitsprozess, der die Spiegelproduktion antizipiert, ist noch variabel und veränderlich, bis er den Produktionsprozess abschließt.34 Der Übereinstimmungsgrad zwischen dessen Arbeitsentwurf und Endprodukt variiert. Die Wahrscheinlichkeit der Arbeit am Spiegel tendiert zur Perfektion, fängt von 0 an, tendiert 1 zu erreichen. Das Maximum der Spiegelqualität zu erreichen ist Sinn und Zweck aller mühsamen Arbeit am Spiegel. Ist dieses Maximum erreicht, so ist die Wahrscheinlichkeit im Ähnlichkeitsverhältnis zwischen Ur- und Abbild zur Wahrheit aufgehoben. Das Spiegelbild ist nicht mehr wahrscheinlich, sondern wahr.

Im Zusammenhang mit Blochscher Möglichkeitstheorie unterscheidet Holz epistemische und ontische Aspekte der Wahrscheinlichkeit:

„Tatsachenwahrheiten stützen sich also nur auf eine unvollständige Kenntnis des Bedingungsnexus und sind daher kontingent, das heißt von größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit“. Eine „Fundierung der Möglichkeit auf die Unvollständigkeit der gegebenen Bedingungskette“ setzt die Wahrscheinlichkeit. Diese drückt sich in zwei Modalitätsformen aus: „Einmal kann die Bedingungskette unvollständig bekannt sein (Kenntnisschranke), ein andermal können die Bedingungen faktisch erst unvollständig vorhanden sein (Seinsmangel)“. Wenn die „wissenschaftliche Forschung auf dem Verhältnis zur Kenntnisschranke“ und physisch-körperliche Arbeit auf dem Verhältnis zum Seinsmangel beruht,35 so ist alle Arbeit dann epistemische oder ontische Arbeit am Wahrscheinlichen bzw. epistemische oder ontische Wahrscheinlichkeitsarbeit.

Die epistemisch-ontische Wahrscheinlichkeitstheorie als eine

„Theorie von Seinsgraden – von der Möglichkeit mit abgestufter Annäherung an die Verwirklichung bis zur Wirklichkeit“ zu definieren,36 setzt einerseits notwendig voraus, die Hegelsche Negation mathematischer und philosophischer Wahrscheinlichkeit in der Logik kategorisch abzulehnen.37 Sie impliziert andererseits, die Aristotelische Dialektik über die Leibnizsche Wahrscheinlichkeitsauffassung38 hinaus zur spekulativen Dialektik zurückzugewinnen, indem man Wahrscheinlichkeit, Unexaktheit und Uneindeutigkeit selbst zum Gegenstand exakter Wissenschaft macht und somit die von Hegel negierte wahrscheinliche Exaktheit in die exakte Wahrscheinlichkeit umkehrt,39 oder die Dialektik als prüfendes und kritisches Verfahren40 zum produktiven Vehikel der Demonstration (apodeíxis)41 macht, indem man von den allgemein anerkannten (endoxon)42 oder einleuchtenden, aber uneindeutigen (eikos)43 Meinungen ausgeht und eine Kunst des Widersprechens44 ausübt, deren mögliches Resultat eine finale Wahrheit wäre.45

Das einzelne Tun kann im Sein und Denken zu einem Ende kommen und sich vollenden. Die perpetuierende Praxis aber, die nie zum Stillstand kommt, besteht in der Unfertigkeit und Unvollkommenheit.

„Der Seinsbereich, in dem sich die Partikularität des Gegenwärtigen in den Horizont der Totalität öffnet, ist nicht die Erkenntnis, die sich zunächst auf das Erfahrbare und Erkennbare zu beschränken hat, um gesichertes Wissen zu gewinnen“,46 sondern die Wahrscheinlichkeit, die logisch die Unvollständigkeit im Sein und Denken übergreift. Die wissenschaftliche Wahrheit als Arbeitsprodukt der Wissenschaft ist darin enthalten, dass sie durch „die Kenntnis eines neuen Glieds in der Kette des Universums auf den gesamten Bereich der vom Menschen in jedem Augenblick besessenen Kenntnisse in der Weise zurück[wirkt], daß diese nach und nach immer wahrscheinlicher werden. Der Wissenschaftsfortschritt besteht gerade in diesem Anwachsen der Wahrscheinlichkeit“.47 Die Wahrscheinlichkeit als solche greift sich selbst und ihr Gegenteil (Wahrheit) über. Die in der Wissenschaft geleistete Arbeit ist die Verwirklichung dieser Übergreifung, und das Übergreifen ist nicht „eine“ oder „vielleicht die“,48 sondern genau die elementare Struktur dialektischer Logik.

Arbeitswissenschaft und Wissenschaftsarbeit

Die Waren-, Geld- und Kapitalanalyse von Marx ist ein Beispiel für die dialektische Philosophie als Arbeit am übergreifenden Allgemeinen in dem Sinne, dass sie sich selbst zum einen als intellektuelle Übergreifungsarbeit verwirklicht und zum anderen an den einzelnen gesellschaftlichen Formen des übergreifenden Allgemeinen arbeitet. So fängt er im ersten Band des Kapital mit dem Sein als oberster ontologischer Kategorie an und geht über das Ding-sein zum Gebrauchswert-sein als Arbeitsprodukt-sein über.49 Nicht alle, sondern nur besondere Dinge sind Arbeitsgegenstände oder -produkte. Vom Gebrauchswert-Sein eines Dings spricht man, wenn „Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisirt ist“.50 Das Ding-Sein greift den Gebrauchswert über, der als Ding-Sein ein Seiendes ist und die in ihm materialisierte Arbeit darstellt. Die nächste Stufe des Übergreifens ist die Ware als die Einheit von Gebrauch und Tausch. „Ein Ding kann Gebrauchswerth sein, ohne Tauschwerth zu sein. […] Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Waare zu sein. Wer durch sein Produkt sein eignes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar Gebrauchswerth, aber nicht Waare“.51

Der in der Ware enthaltene Unterschied besteht darin, dass die Ware nicht nur ein verfertigtes Ding ist, sondern gelegentlich ausgetauscht wird. Die Ware ist „qua Gebrauchswert die übergreifende Gattung, die sich selber (den Gebrauchswert der Ware) als das Allgemeine und ihr Gegenteil (den Wert der Ware) als das Besondere enthält“.52 Der Selbstunterschied der Ware als Gebrauch und Tausch ist aber keine dem Arbeitsprodukt eigentümliche Eigenschaft; weil Arbeit in Form von Arbeitskraft selbst eine Ware ist, ist sie ein Träger dieses Selbstunterschieds, den sie im Arbeitsprozess in Form von Arbeitsprodukt erzeugt. Neben der übergreifenden Gattung des Ware-Seins ist die Arbeit als Arbeitskraft eine besondere Ware, ein übergriffenes Besonderes. Da aber die Ware ein durch die Ware hergestelltes Ding ist, wird die Arbeit als Arbeitskraft, die vorhin ein übergriffenes Besondere war, eine übergreifende Gattung, die sich selbst und das Warenprodukt übergreift.

Die „konkrete nützliche Arbeit“ als übergriffenes Besonderes verwirklicht ihr übergreifendes Allgemeines, indem sie den bestimmten Gebrauchswert der Ware herstellt. Somit wird sie „zur bloßen Verwirklichungsform abstrakter menschlicher Arbeit“.53 Nicht dieser Gegensatz zwischen allgemein-abstrakter und spezifisch-konkreter Arbeit, sondern jener Gegensatz zwischen Gebrauchswert und Tauschwert bildet den inneren Widerspruch54 der Ware, der durch jenen Gegensatz entwickelt wird und jenen Gegensatz dann zum Widerspruch entwickeln wird.55 Der Gegensatz von Gebrauchs- und Tauschwert ist aber noch ein Gegensatz, bevor er ein Widerspruch wird. Der Gegensatz als solcher besteht darin, dass die Ware, die qua Gebrauchswert sich über den Tauschwert übergreift, ihren eigenen Wert „nicht in ihrem eignen Körper oder in ihrem eignen Gebrauchswerth ausdrücken“ kann, obgleich sie sich „auf einen anderen Gebrauchswerth oder Waarenkörper als unmittelbares Werthdasein“ beziehen kann. Im Wechselverhältnis sind einzelne Waren konkrete Arbeitsarten und bloße Verwirklichungsformen abstrakter menschlicher Arbeit.56

Die konkret-nützliche Arbeit ist der relative Wertausdruck der Ware einerseits und allgemeines Äquivalent als abstrakt-menschliche Arbeit andererseits.57 „Indem alle Waaren sich in einer und derselben Waare als Werthgrößen bespiegeln, widerspiegeln sie sich wechselseitig als Werthgrößen“.58 Im Tauschverhältnis muss die Ware über ihren relativen Wertausdruck hinaus sich selbst als Äquivalent gleichsetzen.59 Indem sie das tut, macht sie den Gebrauchswert realisierbar bzw. verwertbar. Somit wird eine zweite Übergreifungsform geboren, die dem Gegensatzverhältnis von allgemeiner und besonderer Arbeit widerspricht. Die konkret-besondere Arbeit kann die abstrakt-allgemeine Arbeit nicht verwirklichen, ohne dass sich das von ihr hergestellte Produkt als Äquivalent einsetzt. Ist es aber als Äuquivalent gesetzt, so wird der Wert der Ware ein übergreifendes Allgemeine, obwohl er vorhin ein übergriffenes Besondere war. Im weiteren Verlauf des Produktions- und Austauschprozesses wird dieser Widerspruch nicht aufgehoben, sondern es werden Formen geschaffen, worin er sich bewegen kann.60 Derselbe Widerspruch produziert eine weitere Übergreifungsform, worin eine „Verdopplung der Waare in Waare und Geld“ stattfindet und „ihren immanenten Gegensatz von Gebrauchswerth und Tauschwerth“ darstellt. „Waaren als Gebrauchswerthe [treten] dem Geld als Tauschwerth gegenüber. Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waaren, also Einheiten von Gebrauchswerth und Werth. […] Die Waare ist reell Gebrauchswerth, ihr Werthdasein erscheint nur ideell im Preis“.61

Das Verhältnis von Ware und Geld macht die Warenmetamorphose und Zirkulationsform aus. Verkaufen-um-zu-kaufen und kaufen-um- zu-verkaufen sind Formen, in denen die Verwandlung von Ware in Geld und von Geld in Ware stattfindet. Das Geld, das in seiner Bewegung kaufen-um-zu-verkaufen beschreibt, erzeugt eine weitere Übergreifungsfigur Geld als Geld und Kapital, indem es sich in Kapital verwandelt: es „wird Kapital und ist schon an sich, d. h. seiner Bestimmung nach, Kapital“.62 Die einfache Warenzirkulation beginnt mit dem Verkauf und endet mit dem Kauf, die Geldzirkulation als Kapital beginnt mit dem Kauf und endet mit dem Verkauf.63 Der von Arbeit produzierte und in Zirkulation realisierte Wert verwandelt sich in Kauf und Verkauf, sodass er quantitativ nicht mehr derselbe ist, sondern mehr als er war; und das kann nur dann geschehen, wenn Arbeit nicht mehr als übergreifendes, sondern übergriffenes Moment als Arbeitware in die Produktionsverhältnisse eintritt.64

Die Arbeit als Kapital vermehrendes, vervielfältigendes und erhaltendes Element wird vom Kapital als ein Besonderes gesetzt. Das Kapital, das seinem Begriff nach Geld ist, ist nicht mehr ein Gegensatz zum Gebrauchswert, sondern existiert außerhalb des Geldes in Gebrauchswerten. Das Gegenteil des Kapitals ist nicht mehr wieder der von Arbeit produzierte und in Ware enthaltene Gebrauchswert. Die Ware als solche bildet auch keinen Gegensatz zum Kapital, weil der in der Ware enthaltene Gebrauchswert die Substanz des Kapitals ausmacht. Nur die „gemeinschaftliche Substanz aller Waaren“, nämlich die „vergegenständlichte Arbeit“ kann einen Gegensatz zum Kapital bilden, und zwar nur in Form von nicht vergegenständlichter, also lebendiger, „sich noch vergegenständlichender“ Arbeit. „Der einzige Gebrauchswerth daher, der einen Gegensatz zum Capital bilden kann ist die [wertschaffende bzw. produktive] Arbeit“.65 Die Arbeit, die der Arbeiter zum Verkauf stellt, stellt für den Arbeiter den Tauschwert und für den Kapitalisten den Gebrauchswert dar, „indem die Arbeit dem Capital nicht als ein Gebrauchswerth, sondern als der Gebrauchswerth schlechthin gegenübersteht“.66

Die lebendige Arbeit als „Nicht-vergegenständlichte Arbeit“ geht nur dann zur vergegenständlichten Arbeit über,67 wenn der Arbeiter „unter der Kontrolle des Kapitalisten“ arbeitet. „Der Kapitalist paßt auf, daß die Arbeit ordentlich verrichtet wird und daß die Produktionsmittel zweckgemäß verwandt werden“.68 Der Produktionsprozess kann aber nur kraft einer Erkenntnisarbeit69 reguliert und kontrolliert werden. Die Produktion wird zunächst in Erkenntnisform angeeignet, bevor man sie mit der Produktion los wird. Die geistige Aneignung des Produktionsmaterials, -mittels und -prozesses ermöglicht und setzt voraus „die Anwendung der Wissenschaft“.70 Wissenschaft als solche repräsentiert zunächst die fremde Intelligenz, den fremden Willen des Kapitals. Wissenschaft spielt eine primäre Rolle bei der Unterordnug der Arbeit, deren gegenständliche Einheit in der Maschinerie existiert. Die Maschinerie ist „capital fixe, das als beseeltes Ungeheuer den wissenschaftlichen Gedanken objektivirt und faktisch das Zusammenfassende ist“.71

Im Übergreifen der Arbeit durch das Kapital reproduziert die Wissenschaft dieses ontische Übergreifungsverhältnis in Erkenntnis, indem sie an diesem Übergreifen in Form von Erkenntnis arbeitet. Das kann sie aber nur dann, wenn sie als übergreifende Allgemeinarbeit fungiert. Die Wissenschaft kombiniert „die Massenarbeit mit dem Geschick, aber so daß sie erste ihre physische Macht verliert und das Geschick nicht im Arbeiter, sondern in der Maschine existirt und der durch wissenschaftliche Combination mit der Maschine als Ganzes wirkenden factory“. Mittels Wissenschaft erhält der „gesellschaftliche Geist der Arbeit“ eine „objektive Existenz ausser den einzelnen Arbeitern“.72

Die Entwicklung der Wissenschaft ist ein Spiegel des „ideellen und zugleich praktischen Reichthums“. Ideell ist sie „die Auflösung einer bestimmten Bewußtseinsform“. Reel ist sie gleich einem „bestimmten Grad der Entwicklung der materiellen Productivkräfte und daher des Reichthums“. Die Wissenschaft entwickelt sich auf der gegenwärtigen Basis existierender Produktionsverhältnisse, welche sich selbst entwickelt. Die höchste Entwicklung dieser Basis selbst aber ist „der Punkt, worin sie selbst zu der Form ausgearbeitet ist, worin sie mit der höchsten Entwicklung der Productivkräfte vereinbar daher auch der reichsten Entwicklung der Individuen“.73 Das meint zugleich die „Basis als Möglichkeit der universellen Entwicklung des Individuums, und die wirkliche Entwicklung der Individuen von dieser Basis aus als beständige Aufhebung ihrer Schranke, die als Schranke gewußt ist, nicht als heilige Grenze gilt“.74

Wissenschaft als notwendiger Bestandteil individueller Entwicklung ist das notwendige Resultat gesellschaftlicher Entwicklung der Produktionsverhältnisse; sie ist zugleich die epistemische Übergreifungsarbeit am Sein, welche die Schranken der Produktionsverhältnisse im Bewusstsein reflektiert und Möglichkeitsbedingungen der Aufhebung dieser Schranken herstellt. Die Arbeit, die von dieser epistemischen Übergreifungsarbeit der Wissenschaft zur ontischen Übergreifungsarbeit der Gesellschaft zu übergehen tendiert, ist die Arbeit der Politik, die zunächst in der Politik der Arbeit konstituiert ist, deren tätiges Subjekt nur ein bestimmtes sein kann, nämlich der Arbeiter. Auf dieser Basis kann die Wissenschaft für das Subjekt von Arbeit und Politik nicht mehr zufällig, gleichgültig und fremd bleiben, sondern sie wird notwendig und unentbehrlich.75 Somit ist die Geschichte des Kapitals aber gar nicht zu Ende, sondern sie fängt mit dieser ihm widersprüchlichen Erscheinung erst an. Sonst hätte die kapitalistische Produktionsweise schon aufgehört „Arbeitsprocess in dem Sinne zu sein, daß die Arbeit als die ihn beherrschende Einheit über ihn übergriffe“.76

Ein „Einzelner“ kann in der Wissenschaft eine „allgemeine Angelegenheit“ vollbringen. Das Allgemeine wird verwirklicht, wenn die Arbeit gesellschaftlich wird.77 Wissenschaftliche Entdeckungen und Erfindungen sind allgemeine Arbeitsprodukte, die durch Einzelne oder mittels gemeinschaftlicher Arbeit hervorgebracht werden können. Entdeckung und Erfindung sind Formen konkret-allgemeiner Arbeit.

„Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit“.78 Wissenschaft als solche bildet „das allgemeine Moment der materiellen Produktion“. Ihre „artspezifische Besonderheit“ besteht darin, „das Allgemeine dieser Produktion selbst zum Inhalt zu haben“.79 Herstellung theoretischer Modelle, Entwürfe und Pläne sind Bereiche, in denen die Wissenschaftsarbeit sich selbst als konkret-allgemeine Arbeit verwirklicht.80 Dass sie von der physisch-materiellen Arbeit verwirklicht wird, ist eine andere Verwirklichungsform der Wissenschaft.81

Die physisch-materielle Arbeit als konkret-einzelne Arbeit verwirklicht das Allgemeine nicht deswegen, weil die Wissenschaft auf der ideellen Seite der Arbeit über die abstrakte Allgemeinheit verfügt. In der physisch-materiellen Arbeit als konkret-einzelnen Arbeit wird die abstrakt-allgemeine Arbeit verwirklicht, indem die von der Wissenschaft hervorgebrachte konkret-allgemeine Arbeit verwirklicht wird. So verwandelt sich die konkret-einzelne Arbeit auf der Seite der Materialität in die konkret-allgemeine bzw. gesellschaftliche Arbeit.82

Eine Philosophie, die ihr eigenes Geschäft als Übergreifungsarbeit durch Erkenntnisarbeit am übergreifenden Allgemeinen83 versteht, erhält sich auch darin, dass sie die Arbeit nicht zu ihrem Gegenstand macht, obgleich alle ihre Tätigkeit eine Erkenntnisarbeit ist. Jedenfalls realisiert sie eine Übergangsform von der abstrakt-allgemeinen zur konkret-allgemeinen Arbeit. Tut sie das, indem sie die konkrete Arbeit zum Gegenstand macht, so tritt der ausnehmend besondere Fall ein, dass die Strukturform ihres Gegenstandes mit der Verwirklichungsform der Philosophie selbst Identität erhält. Die differentia specifica der dialektischen Philosophie wäre, diese strukturformelle Identität selbst auf den Begriff zu bringen.

Philosophie als konkret-allgemeine Arbeit unterscheidet sich von der Wissenschaft nicht dadurch, dass jene einfach eine totalisierende und universalisierende Tendenz hat. Das hat jede Einzelwissenschaft. Das Eigentümliche der (dialektischen) Philosophie ist, dass sie in der selbstreflexiven Übergreifungsarbeit alle „Allgemeinheit der theoretischen Mittel selbst als Mittel“ erforscht. Eine Philosophie, die rein Erkenntnisarbeit ist, repräsentiert ihre theoretischen Mittel als das Allgemeine der Erkenntnisarbeit, indem sie in ihrem besonderen Gebrauch nicht aufgeht.84 In der Politik der Arbeit als Arbeit der Politik z. B. verfügt die dialektische Philosophie über ihre Mittel, die doch in ihrem besonderen Gebrauch aufgehen, womit das Subjekt von Arbeit und Politik das Allgemeine philosophischer Erkenntisarbeit aufhebt. Die perpetuierende Lebenspraxis hebt die momentane Aufhebung philosophischer Erkenntnisarbeit wieder auf und regeneriert diese, indem die Arbeit der Philosophie auf ein neues Anfangsmoment ihrer Verwirklichung selbst zurückgebracht wird. Dass die Wissenschaft sich selbst als selbstreflexive und konkret-allgemeine Übergreifungsarbeit verwirklicht, indem sie die konkret-einzelne Übergreifungsarbeit zu ihrem Gegenstand macht, scheint mir nicht in irgendeiner Einzelwissenschaft oder Philosophie, sondern spezifisch nur in der dialektisch-materialistischen Philosophie realisierbar zu sein.

Reflexionsbewegung der Arbeit

Der Arbeitsprozess ist ein Reflexions- oder Wirkungszusammenhang. Das Subjekt der Arbeit als ein Seiendes erfährt „an einem anderen Seienden seine Verschiedenheit von diesem“. In dieser Verschiedenheit erscheint das Andere des Arbeitssubjekts „als ein anscheinend externes Moment“. Indem das Arbeitssubjekt „seine Wirkung auf die anderen in deren Wirkung auf es selbst mit erfährt und damit sich selbst im Durchgang durch die Beziehung zu den anderen als das bestimmt, was es ist, also die Wirkung der anderen zugleich die Rückwirkung seiner selbst auf sich einschließt“, erfährt es sich selbst in einem „umgreifenden Wirkungszusammenhang“ mit dem von ihm be- und gearbeiteten Gegenstand. Im Werk der Arbeit hängt eine aktive Einwirkung der Wirkkraft der Arbeit mit der „Einverleibung dieser Einwirkung in die eigene Existenz“ zusammen, „als welche sie dann wieder zum Moment der eigenen Wirkkraft wird“.85 Das Arbeitssubjekt ist zum einen ein Handelndes, indem es sein Arbeitsmaterial und -instrument in Bewegung setzt, und zum anderen ein Leidendes, weil es die Rückwirkung seiner Tätigkeit in sich erlebt. Die Arbeitstätigkeit wird somit eine übergreifende Gattung von Handeln und Leiden.86

In der Hegelschen Logik wird dieses Verhältnis in drei ingressiven Gestalten – setzende, äußere und bestimmende Reflexion – als Reflexionsbewegung genannt. Die setzende Reflexion „findet ein Unmittelbares vor, über das sie hinausgeht und aus dem sie die Rückkehr ist“.87 Sie setzt dieses unmittelbar Vorgefundene unmittelbar als Einzelnes und Vermitteltes in die Form des Allgemeinen. Sie ist „die unmittelbare Transformation des Materiellen in die Form des Ideellen“.88 Die von der setzenden Reflexion gesetzte Unmittelbarkeit bleibt äußerlich und bildet den Ausgang der äußeren Reflexion. Die von der setzenden Reflexion als Vermittlung gesetzte Unmittelbarkeit bleibt außerhalb der Vermittlung.89 Die gesetzte Form ist nicht mehr sich selbst gleich, sondern eine Nichtidentität. Die äußerliche Reflexion „transformiert den Inhalt des Ideellen in ein durch die Form des Ideellen unberührtes Materielles“.90 Die bestimmende Reflexion ist die „Einheit der setzenden und äußeren Reflexion“, der Rückkehr des Identischen über das Nichtidentische hinaus zu sich selbst. Eine abstrakte Reflexion- in-sich, die in der äußeren Reflexion nach außen scheint, sich in das Andere reflektiert, erhält sich selbst in einer konkret-allgemeinen Reflexion-in-sich.91 Der Gegenstand der bestimmenden Reflexion ist die vermittelte Einheit ihrer „Selbstbewegung und des Bezuges auf das tätig erkennende Ich“.92

Die Hegelsche Logik der Reflexionsbewegung meint aber keine materielle Arbeit des Menschen, sondern die Arbeit des Begriffs, der die Quelle und der Ort aller Realität ist, worin die empirische Mannigfaltigkeit als Form des Begriffs erscheint. Die materialistische Dialektik kehrt diese Bewegung ins Gegenteil um, indem sie den Begriff als Zusammenfassung der materiellen Wirklichkeit bestimmt, ohne welche der Begriff nicht existieren würde.93 Die Reflexion-in-sich des Begriffs ist primär die Reflexion-in-anderes der Materialität, die über den Begriff hinaus zu sich zurückkommt. Die im Begriff zusammengefasste Mannigfaltigkeit erscheint wie ein Spiegelbild, das im Spiegel enthalten ist und von diesem gespiegelt wird. Das erleuchtete Ding, das der Spiegel bespiegelt, scheint nach außen, reflektiert sich in dem Spiegel als sein Anderes. Es erscheint im Spiegel als Spiegelbild; das Spiegelbild ist der Schein nach innen, das wiederum nach außen zurückgeworfen wird.94 Die Arbeit ist diese Reflexionsbewegung; ihr Produkt ist der Doppelschein95, die Einheit von Schein nach außen und Schein nach innen. Das Subjekt der Arbeit spiegelt sich im Arbeitsprozess.

Im Gegensatz zur idealistischen Dialektik, die die Arbeit als nachträgliche Erhaltung anfänglich gesetzten Zwecks begreift, geht die materialistische Dialektik davon aus, dass ideelle Antizipation wie materielle Realisation als Momente des Zwecks in der praktischen Tätigkeit zusammengehen. Die materielle Reflexionsbewegung ist in allen einzelnen Phasen des gesamten Arbeitsprozesses wirksam und bezieht sich nicht auf die getrennten Stufen der Arbeit.

In der Schlagarbeit z.B. verfügt der Holzhauer über das Wissen und setzt dieses gleichzeitig in die Praxis um, wenn er vor dem Fällen des Baumes die Wurzelanläufe senkrecht am Stamm herunterbeilt, den Fallkerb mit waagerechtem Hieb haut, während des Fällabschnitts die Keile eingetrieben werden. Wissen und Tun, Denken und Handeln machen die optimale Gestaltung seiner Schlagarbeit aus: er muss u. a. wissen, „wie sich das Gewicht des Werkzeuges auf den Wirkungsgrad auswirkt, welches Tempo dem arbeitenden Menschen bei mäßiger Anstrengung bestes Arbeitsergebnis ermöglicht und in welcher Arbeitsstellung waagerechte, in Bodennähe gezielte Hiebe das günstige Verhältnis zwischen Energieaufwand und Auftreffwucht ergeben“.96

Beim Hantieren schwerer Hämmer hat man wiederum mit dem Wirkungszusammenhang zu tun. Der Hammer wird „entweder vom Erdboden oder von der Höhe des Ambosses auf die Ausgangshöhe, von der er herabfällt, gehoben“ und anschließend „entweder mit der Geschwindigkeit, die die Fallbeschleunigung ihm erteilt, in annähernd freien Fall herabfällt oder aber […] aktiv herabgeschleudert wird, wobei ihm durch den Arbeiter eine Zusatzbeschleunigung erteilt wird, die die Fallbeschleunigung um ein Vielfaches übertreffen kann“.97 Entscheidend ist nicht nur die Werkseite, sondern auch die Handseite des Arbeitsmittels: „Zu Beginn der Hubphase hat der Arbeiter den Hammer vor sich stehen; eine Hand hält den Hammerstiel am oberen Ende fest. Sie bewegt sich während des ganzen Bewegungsablaufes nicht von der Stelle des Stieles (feste Hand). Die andere Hand (gleitende Hand) hält etwas tiefer den Stiel lose umfaßt. Zum Heben des Hammers zieht nun […] die feste Hand den Hammerstiel hoch. Dabei gleitet – „verfährt“ – die gleitende Hand am Hammerstiel entlang gegen den Hammerkopf hin“.98

Die Hand als das erste Arbeitsgerät gestattet eine ausgedehnte Bewegungsmannigfaltigkeit99 und schöpferische Gestaltungsfähigkeit.100 Die Anpassung des Arbeiters an die Maschinerie setzt die Anpassung der Arbeitsbewegung an die körperlichen Gesetzmäßigkeiten voraus.

„Sind mehrere Gliedmaßen an den Arbeitsbewegungen beteiligt, so müssen sie zusammengreifen, indem sie entweder parallel miteinander wirken oder alternierend einander ablösen“.101 Indem sie mit dem Arbeitsmittel eine Einheit bilden, arbeiten die Hände entweder a) komplementär, b) antagonistisch oder c) komplikativ zusammen: a) Körperseiten ergänzen sich zu einem Gesamtwert durch Teilwahrnehmungen der Hände (Rechts-Links in der Raumlage); b) die Hände trennen sich nach verschiedenen Aufgaben und haben Arbeitsteilung in Wechselwirkung (Leithand-Hilfshand oder Handwechsel); c) eine Hand arbeitet gemeinsam mit anderen Partien des Körpers (Hand- Bein oder Hand-Auge).102 Die Arbeitsweise der Hände wird durch das Verhältnis von Hand und Arbeitsmittel bestimmt: sie bilden entweder eine funktionelle Einheit, „daß sie die Gliederkette des Menschen verlängern“ und die Wirkung der Arbeitskraft erhöhen; es kann darauf ankommen, „das Werkzeug richtig zu halten und mit ihm jene Manipulation auszuführen, die einen gewissen Grad von Geschicklichkeit und fein dosierte Muskelbewegungen erfordern“; oder der Schwerpunkt der Leistung kann sich in der Muskeltätigkeit des Arbeiters befinden.103

Der Arbeitsprozess drückt sich spezifisch in der Handhaltung aus. Die Greifhand – „Greifen als Vorstufe des Nehmens“ – ist z. B. eine Handhaltung, wodurch die Form des Gegenstandes sich nicht verändert. „Die Arbeitsseite des Werkzeuges muß sich dem Werkstück anpassen“. Im Greifen ist jedenfalls „das allmähliche Sichnähern der einzelnen Finger bis zur Fläche des Fremdkörpers heran und dann die Ausübung eines Druckes, durch den es überhaupt erst möglich wird, das Gewicht des Körpers, die Anziehungskraft der Erde, zu überwinden“. Greifen und Nehmen ermöglichen das Geben. „Geben ist eine Umkehrung vom Nehmen“. Im Nehmen wird „der notwendige Druck aufgehoben“, so daß der „betreffende genommene Körper der Schwerkraft folgend irgendwo abgleiten kann“.104 Im Gegensatz zum Halten wird im Nehmen und Geben die Lage des Gegenstandes verändert. Im Kneten, Andrücken, Eindrücken, Trennen, Spalten und Schneiden ändern sich die Form und Lage des Gegenstands. „Das Werkstück muß sich der Arbeitsseite des Werkzeugs anpassen“. Der Arbeiter strebt hier einen bestimmten Widerstand zu überwinden.105 Die Handseite des Arbeitsmittels wird so gestaltet, „daß sie von der Hand ergriffen werden kann“. Die wechselseitige Anpassung ermöglicht die Einheit von Hand und Mittel.106 In der formgebenden Tätigkeit ist es notwendig, „daß die Arbeitsseite des Werkzeugs in der Lage ist, den Widerstand des Werkstückes zu überwinden“. In den Greif- und Haltevorgängen ist die „Richtung der Akkomodation entgegengesetzt als bei den Formgebungsvorgängen. Mußte sich bei letzteren das Werkstück der Arbeitsseite anpassen, so muß sich bei Greif- und Haltewerkzeugen die Arbeitsseite dem Werkstück anpassen“.107

Auch das menschliche Auge ist ein Bestandteil der Arbeitsseite, dessen Sehfähigkeit mit „optischen Zwischengliedern“ wie katoptrischen und dioptrischen Instrumenten verstärkt werden kann. In den optischen Instrumenten spielt die Arbeitsteilung zwischen Hand und Auge eine primäre Rolle. Das optische Instrument, das man mit der Hand reguliert, ermöglicht und verbessert das Sehen.108 Sehen, was die Hand tut, und machen, was das Auge sieht, bildet die innere Einheit der Arbeit. Das Sehen, das die Arbeit ermöglicht und überprüft, ist die Arbeit des Auges als Auge der Arbeit. Man sieht aber auch mit der Hand, indem man die vergegenständlichte Arbeit tastet und überprüft. Nicht nur mit dem Auge also, sondern durch die Hand sieht man. Die Hand setzt ihre Sache in Bewegung dadurch, dass das Auge die Arbeit sieht und ihr folgt. Somit wird die Sache nicht nur in Bewegung gesetzt, sondern sie selbst setzt das Auge in Bewegung. Das Auge, das der Arbeit folgt, sucht und findet, bewegt sich. Die Hand, die das tut, was das Auge sieht, wird durch das Sehen genauso bestimmt, wie das Sehen durch die Handtätigkeit bestimmt wird. Der Mensch, der arbeitet, bewegt die Sache nur dann, wenn er sich selbst bewegt. Der Arbeiter ist weder ein rein Bewegtes noch rein Bewegendes, sondern ein Sich-Bewegendes; ist das Arbeiten ein Sich-bewegen, so ist die Arbeit eine Selbstbewegung.

Specula et speculum speculatoris

Im Bewegen, Halten, Stehen, Greifen und Warten wird etwas getan, und was getan wird, geschieht durch den Leib.109 Durch den tätigen Leib geschieht etwas, weil auch dem Leib etwas geschieht.110 Sehe ich etwas bewegen, so kann ich diesem bewegten Objekt mit meinem Blick folgen, ohne meine Lage zu verändern, wenn ich einfach meinen Kopf drehe und meine Augen bewege. Das geschieht aber meist von selbst, weil mein Kopf und meine Augen sich auch ohne mein aktives Zutun bewegen können. Ich kann mich aber auch aktivisch bewegen, wenn ich meine Lage gehend verändere, um zu sehen, was da steht,111 wenn meine konstante Haltung das Sehen nicht ermöglicht, sondern ihm widerspricht. Um zu sehen, bewege ich mich: ich überwinde den Widerspruch dadurch, dass ich die Verhältnisform zwischen mir selbst und meinem Sehobjekt verändere.112 Das ganze Geschehen ist als „Sehen + Bewegen – einen Akt zu nennen“.113 Meine Wahrnehmung ist nicht einfach ein „subjektives Endprodukt, sondern geschehende Bewegung von Ich und Umwelt“. Dabei ist die Umwelt „Träger und Schauplatz dieser Begegnung“.114

In meiner Ortsbewegung mache ich das Sehobjekt sichtbar für mich, oder es wird sichtbar von selbst. Seine Sichtbarkeit ist jedenfalls ein Sichtbar-werden durch sich selbst oder Sichtbar-machen durch mein aktives Zutun. In beiden Fällen kommt es auf das „Zur-Reife-gelangen eines Sehens“ an. Ich nähere mich ihm durch meinen Blick oder es nähert sich mir durch seine Bewegung.115 Das Wechselverhältnis von Sehen und Bewegen ermöglicht die Übereinstimmung zwischen Sehendem und Gesehenem, wobei das Denken den Maßstab oder Wert dieser Übereinstimmung bestimmt. Wenn die Veränderung der Entfernung zwischen Sehendem und Gesehenem den Übereinstimmungsgrad bestimmt, so geht sie mit der relativen Größenveränderung des Gesehenen zusammen, die durch die Annäherung des Sehenden ermöglicht wird.116 „Im fernen Raum sind wir orientiert durch Blickrichtungen, durch den Horizont, durch […] auf Erfahrung gegründete Distanzwahrnehmung und durch die relative Größe der uns aus Erfahrung bekannten Gegenstände. Im nahen Raum sind wir orientiert durch die Struktur der Situation, durch die Abhängigkeit von unserem Standpunkt und durch die Eigenschaften der Dinge, die ihren Bestimmungsgrund in unseren Bewegungen haben, wie etwa ihre Größe und ihre Form“.117

In meiner Bewegung, die ich wahrnehme, „gliedert sich mir die Ferne in Ferne und Nähe“. Die bestimmte Nähe, die ich zu erreichen versuche, indem ich die zwischen mir und Objekt liegende Distanz aufhebe, befindet sich das temporal-modale Spannungsfeld von Nocht-nicht und Nicht-mehr, Möglichkeit und Wirklichkeit, „Bewegen-Können und seinem in Distanz gegebenen Zweck“. Auch wenn etwas an mir vorübergeht, „liegt darin ein Herannahen und ein Sich-Entfernen, Ereignisse also, die immer eine Veränderung in Bezug auf und durch uns selbst darstellen, sofern eine mögliche Selbstbewegung sich darauf abstimmt und eventuell realisiert“.118

Suchen, um zu finden, Sich-Bewegen, um zu sehen, kann man nur dann, wenn man trennt und wieder zusammenstellt. Darin steckt „das Achten, das Merken, das Aufmerken“ und das Trachten. Die Bewegung im Beobachten und Beobachtung im Sich-Bewegen ist im Spähen enthalten.119 „Scharfsichtigkeit“, „Umsichtigkeit“ und „Augenerfahrung“ sind Merkmale120 der „Spähaugen“.121 Ein „scharfes Insaugefassen des Sichtbaren, ein Sondern und Unterscheiden, Verdeutlichen und Vergleichen“, „Zergliedern“ und „Zusammenfügen“, Sehen, was „sich hinter dem Sichtbaren verbirgt“, ist die Arbeit des Spähers.122 Um zu bestimmen, was sein Gegenstand abspiegelt oder um zu lesen, was die Spuren seines Gegenteils mitteilt, muss er „aus seinen Beobachtungen richtige Schlüsse auf das wahrscheinliche Verhalten“ ziehen.123

Der Späher heißt im Zedler-Lexikon Speculator. Er ist „ein Kundschaffer, der einem Dinge nachsinnet, der etwas verborgenes erforschet und ausspähet […] entweder von der Warte oder Station (Specula)“.124 Specula ist ein „Thurm“, wovon man „weit um sich sehen“ kann und die „Bewegung und Annäherung“ des Gegenteils „entdecket wird“.125 Das Spekulative bestehe „in einer scharfsinnigen und beständigen Untersuchung so wohl practischer als theoretischer Wahrheiten“.126 Die Scharfsinnigkeit und Gewissheit sind aber nur dadurch zu erwerben, dass das noch Mögliche vergewissert und der ihm widersprechende Gegensatz unmöglich wird.127 Dass man „die Möglichkeit des Gegentheils nicht ganzlich abzulehnen“ vermag, macht die Aristotelische Wahrscheinlichkeitsdialektik aus,128 die der Späher doch zur Demonstration aufzuheben sucht.

Das Spekulative vom Spiegel (speculum), und nicht von der Warte (specula) abzuleiten, verteidigt Thomas von Aquin, weil er glaubte, dass die strukturlogische Form von Ursache–Wirkung und Bespiegeltes–Gespiegeltes identisch sind.129 Dasselbe Argument hat Hans Heinz Holz im Anschluss an Aristoteles, Kant und Hegel stark gemacht. Nicht eine Gegenposition, sondern eine andere Perspektive scheint mir hier auch haltbar zu sein, dass die Späharbeit als Sehen und Sich-Bewegen, als Suchen und Finden, als Sich-Spiegeln das Speculum in Speculae repräsentiert. Ich würde aber noch hinzufügen, dass auch Specula in Speculum logisch enthalten ist. Die Grundlage dafür befindet sich in der graduellen Erwerbung bzw. Wahrscheinlichkeitsarbeit des Spiegelbildes.

Mit Joachim Schickel gesagt: „der menschliche Geist sei ein Spiegel, um Vervollkommung bemüht“.130 Sein Schauen ist ein „Verähnlichen“. Der „Geist verähnliche etwas, indem er es aufnehme“.131 Die Ähnlichkeit von Ab- und Urbild könne „noch ähnlicher“ werden.132 Auch die den Spiegel enthaltende Monade „macht etwas, und zwar mit sich selber, indem sie ihren ‚Appetit‘, ihr Trachten und Streben, auf deutliche und stets deutlichere Abbilder der Welt im beliebig Großen wie im beliebig Kleinen richtet“.133 Die Monade kann auch „ihre Perspektive wechseln, d. h. sich dermaßen bewegen, speziell auch drehen, daß wichtige Reflexionen oder Repräsentationen schärfer und unwichtige unschärfer würden“. Die Monade hat übrigens das Vermögen, „deutlicher und deutlicher zu perzipieren“, indem sie auch ihren Ort wechselt.134 Die graduelle Verbesserbarkeit der Spiegelperspektive, -lage, -form und -bilder ist zugleich ein Wahrscheinlichkeitszustand in der Katoptrik.135

Die andere Seite der Bildschärfe ist das sich im Spiegel sehende und spiegelnde Auge, d. h. der dioptrische Apparat des Menschen, der als Bespiegeltes ontisch über das katoptrische Gegenteil übergreift. Es ist der dioptrische Apparat, der sich aus Hornhaut, Kammerwasser, Linse und Glaskörper zusammensetzt und auf der Netzhaut ein tatsächliches und umgekehrtes Bild entwirft. Die Pupille des Auges ist „von den Rändern der Iris“ gebildet, deren „zirkulär und radiär gestellten Muskeln sie zu verengern oder zu erweitern vermögen“. Ihre Funktion ist die „Erhöhung der Schärfe wie der Tiefenschärfe der Abbildung“. Eine reflexionslogische Katoptrik ist darin materiell enthalten: der Lichteinfall ins Auge spiegelt sich als „automatische Weitänderung der Pupille“, wodurch „die mittlere Beleuchtungsstärke auf der Netzhaut konstant“ gehalten wird.136 Das räumliche Verhältnis zwischen Auge und Gegenstand spiegelt sich in der „Formänderung der Linse“: „sie wird durch Innervierung eines im Auge selbst gelegenen Muskels, des Ciliarmuskels, kugeliger […] und gewinnt dadurch an Brechkraft. Die Linse wird also beim Sehen in die Ferne dauernd angespannt; erst bei der Kontraktion des Ciliarmuskels vermag sie in ihre elastische Ruhelage überzugehen und wird dabei besonders an ihre Vorderfläche stärker gekrümmt“.137 Im Laufe des Alters verliert die Linse dann ihre Elastizität, ihre Bilder werden unscharf, so dass man „durch eine außen vor das Auge gesetzte Sammellinse“ die Schärfe künstlich wieder herstellt. Ist die Brechkraft des Auges zu groß und werden Lichtstrahlen „schon vor der Netzhaut vereinigt“ (Myopie), oder zu gering und liegt der Brennpunkt der Lichtstrahlen „hinter der Netzhaut“ (Hyperopie), so hat man mit unscharfen Bildern zu tun, die man durch zusätzliches Tragen von Sammelgläsern (Brillen) aufhebt und somit ein scharfes Sehen wieder hergestellt.138

Der Lichtstrahl ist ein Tätiges, weil er das Spiegeln des Spiegels ermöglicht, und ein Leidendes, weil er im Spiegel reflektiert wird. Der Lichtstrahl, der vom Spiegel zurückgeworfen wird und in die Augen fällt, ermöglicht das Sehen der Augen und wird gebrochen durch diese.139 Die Optik ist eine Wissenschaft über das Verhalten des Lichtstrahls als tätigen und leidenden.140 Die Dioptrik als Art der Optikgattung befasst sich mit dem Lichtstrahl, der „aus einer dichtern Materie in eine dünnere, oder aus einer dünnern in eine dichtere fährt; so wird er gebrochen“.141 Durchsichtige Dinge wie Glas sind Gegenstand der Dioptrik. Undurchsichtige Dinge wie Spiegel, der meist ein poliertes Glas ist, sind Gegenstand der Katoptrik. Durchsichtiges Glas und undurchsichtiges Polierungsmaterial macht die innere Einheit des Spiegels aus.142 Das Spiegelsehen, das durch die Erleuchtung des Lichtmaterials ermöglicht wird, indem der Lichtstrahl zuerst reflektiert und dann gebrochen wird, übergreift sich selbst und ihr Gegenteil (Dioptrik). Die Dioptrik physiologischen Sehens, die zugleich der Ort für Erleuchtung durch das Licht und Brechen der Lichtstrahlen ist, enthält das spekulative Verhältnis, das im Spiegelbild des Spiegels selbst logisch besteht.143

Im „Hintreten vor das Spiegelnde“ und „Schauen in das Spiegelnde“ treten Dioptrik und Katoptrik als ontisch-logische Momente des Sich-Spiegelns auf.144 Ein planmäßiges „Vor-ihn-hintreten und In-ihn-hineinschauen“145 ist ein Sehen durch Sich-Bewegen. Das sich Bewegende als das Bespiegelte wird „sich im Gespiegelten selbst vorfindlich“.146 Die mittlere Eigentlichkeit eines solchen Sich- Spiegelns aber hat ihr Anderes, dass die Dioptrik physiologischen Sehens sich an diese Begegnung anpasst: das durch die leibliche Selbstbewegung hergestellte Verhältnis zwischen Bespiegeltem und Spiegelndem spiegelt sich rein uneigentlich147 im dioptrischen Gegenteil des Spiegelsehens. Sich-Spiegeln, das durch den Leib geschieht, spiegelt sich in dem Leib, weil zugleich dem Leib etwas geschieht. Das Spiegelsehen besteht also aus Sich-Spiegeln in mittlerer Eigentlichkeit zum einen und reiner Uneigentlichkeit zum anderen. Die reine Uneigentlichkeit des dioptrischen Teils ist in der mittleren Eigentlichkeit des katoptrischen Teils als dem Anderen des Sich-Spiegelns enthalten.

„Das Seiende, das sich nicht spiegelt, ist sich […] verborgen“. Die Arbeit des Spähers besteht darin, diesem Seienden zu ermöglichen, dass es sich entbirgt.148 Die Zwischenphase, worin die Arbeit des Spähers besteht, ist Fixierung und Veränderung des Ähnlichkeitsverhältnisses zwischen Ab- und Urbild, bis diese Ähnlichkeit von der Wahrscheinlichkeit in die Wahrheit umschlägt. Im ewigen Mangel des Seins und der Erkenntnis aber erscheint die Wahrheit als relatives Moment absoluter Wahrscheinlichkeit. In der perpetuierenden Praxis philosophischer Arbeit bilden die klaren und deutlichen Bilder, welche zugleich durch oder ohne aktives Zutun verschärft und vergewissert werden, nur Zwischenstationen des ewigen Suchens und Findens. Arbeit der Philosophie als Spiegel-Denken149 ist eine Katadioptrik, die sich selbst und ihr Gegenteil (Dioptrik) übergreift.

Endnoten

1 HW 6, 277.

2 HSE I, 211.

3 Ebd., 228.

4 Ebd., 211.

5 HSE III, 177ff.

6 Ebd., 206.

7 HSE I, 229.

8 HW 3, 170.

9 Ebd., 153f.

10 König 1937, 64.

11 Ebd., 67f.

12 Ebd., 68.

13 Holz 1961, 106.

14 Holz 1983a, 63.

15 Holz 1983b, 28.

16 Ebd., 19.

17 Schickel 2012, 107.

18 König 1937, 70.

19 Der von Holz öfter zitierte Satz ‘praedicatum inest subiecto’ meint übrigens nicht, dass das Prädikat dem Subjekt gleich ist, sondern das Subjekt sein Prädikat in sich enthält. Spiegeln ist etwas anderes als Spiegel, obwohl Spiegeln nur im Spiegel realisiert wird und Spiegel wegen seiner Spiegelungstätigkeit Spiegel heißt. Die Negation des Prädikats hebt aber nicht das Subjekt dieses Prädikats oder das Subjekt-sein des Subjekts als Seienden, sondern vielmehr dieses Prädikat selbst auf.

20 HW 4, 56.

21 Ebd., 52, 56.

22 Vgl. Holz 1983a, 77.

23 Gemeint sind die künstlichen Spiegel. Natürliche Spiegel werden hier nicht berücksichtigt.

24 Wolff 1763, 42.

25 Ebd., 44f.: “Einen platten gläsernen Spiegel zu machen. Auflösung. 1. Leget auf eine hölzerne Tafel Löchpapier, und überstreuet es mit geschapter Kreide. Darüber aber leget ein Blat von englischen Zinne, und breitet es sein eben aus, damit nirgend keine Runzel bleibe. 2. Giesset auf das englische Zinn Quecksilber, und breitet es durch dasselbe mit Baumwolle aus, damit es davon durchtreffen wird. 3. Leget ein weisses Papier darauf, nachdem ihr es abgekehret, und wenn ihr die gläserne polirte Tafel mit einem reinen leinen Tuche abgewischt habt, so leget sie auf das Papier. 4. Drücket mit der linken Hand auf das Glas, und ziehet mit der rechten das Papier darunter weg. Decket es oben mit reinem Papier zu: darauf leget eine Pappe, und beschwehret sie mit einem Gewichte. 5. Lasset das übrige Quecksilber abfliessen, und hernach den Spiegel ein wenig stehen: so wird sich das Zinn mit dem Quecksilber fest anhängen, und geschehen, was man verlangte. Die 1. Erfahrung. […] Haltet einen Stab perpendicular an einen Spiegel, so wird sein Bild in dem Spiegel mit ihm eine gerade Linie machen, er mag platt, oder erhaben, oder hohl seyn”.

26 Burja 1793, 42.

27 Ebd., 98.

28 Holz 1983a, 136.

29 Ebd.

30 Holz 2005, 590.

31 Holz 1961, 85.

32 LPS 3.2., 493.

33 Ebd., 497, 509ff.

34 Vgl. Holz 1983a, 65.

35 Holz 2005, 447.

36 Holz 1983a, 78.

37 HW 5, 281f.: “Allein bei dem, was unter mathematischer Bestimmtheit zu verstehen ist, fällt aller Unterschied einer größeren oder geringeren Genauigkeit gänzlich hinweg, wie in der Philosophie nicht von größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit, sondern von der Wahrheit allein die Rede sein kann”.

38 LPS 3.1., 335; LPS 3.2., 515.

39 Ebd., 115: “Es gibt somit in der Philosophie keine Entschuldigung, indem man die Unmöglichkeit der verlangten Exaktheit des Denkens vorschützt. Selbst wenn es sich nur um Wahrscheinlichkeiten handelt, kann man stets feststellen, was unter den Gegebenheiten am wahrscheinlichsten ist. […] Fehlt es uns somit an ausreichenden Daten, die Gewißheit zu beweisen, so kann man, wenn die Sache nur wahrscheinlich ist, immer zu dem Mittel greifen, die Wahrscheinlichkeit als solche zu beweisen”.

40 Aubenque 1990, 211.

41 AT 100a.

42 Ebd. 100b.

43 Ebd. 115a.

44 Aubenque 1990, 212.

45 Vgl. Kantola 1994, 15f.

46 Holz 2005, 531ff.

47 Geymonat 1980, 109; vgl. Holz 1980, 26.

48 Holz 1983b, 22.

49 Vgl. König 2005, 19ff., 60ff.

50 MEGAII/5.1., 20.

51 Ebd., 21.

52 Schickel 1975, 112.

53 MEGAII/5.1., 32.

54 Ebd., 54; MEGAII/5.1., 116; MEGAII/8.1., 114; MEGAII/10.1., 84.

55 Vgl. Arndt 1994, 302f.

56 MEGAII/5.1., 32.

57 Ebd., 38.

58 Ebd., 40.

59 Vgl. MEGAII/6.1., 81.

60 MEGAII/5.1., 65; MEGAII/6.1., 129.

61 MEGAII/5.1., 66.

62 Ebd., 102f.

63 Ebd., 104.

64 Ebd., 106.

65 MEGAII/1.1.1., 195f.

66 Ebd., 215.

67 Ebd., 216.

68 MEGAII/5.1., 136.

69 Arndt 2003, 130f.

70 MEGAII/1.1.1., 200.

71 Ebd., 377f.

72 Ebd., 428f.

73 Ebd., 439.

74 Ebd., 440.

75 Vgl. MEGAI/2.1., 366.

76 MEGAII/1.1.1., 572.

77 MEGAI/2.1., 69.

78 MEGAII/15.1., 104.

79 Ruben (1976) 2010, 14.

80 Arndt 2003, 126.

81 Ruben (1976) 2010, 18.

82 Damerow u. a. 1980, 241.

83 Vgl. Arndt 2003, 131.

84 Ebd., 132.

85 Holz 2005, 534f.

86 Vgl. König 1987, 35f.

87 HW 6, 27.

88 Furth 1980, 75.

89 HW 6, 28f.

90 Furth 1980, 76.

91 HW 6, 32f.

92 Furth 1980, 76.

93 In dieser Umkehrung kann die Erkenntnisarbeit, deren Wahrheitsgehalt nicht mehr von der Metaphysik des Geistes gesichert werden kann, sondern von der perpetuierenden Praxis materieller Mannigfaltigkeit ausgehen muss, sich selbst nur in der Aufhebung relativer Wahrscheinlichkeit konstituieren. Jede abgeschlossene Aufgabe, die einen Wahrheitsgehalt besitzt, ist wiederum in der Praxis selbst enthalten. Wahrheit als solche kann man aber nur relativ begründen, wenn die Praxis im ewigen Mangel des Seins und der Erkenntnis als absolut Wahrscheinlichen besteht.

94 Holz 1983b, 25.

95 HW 6, 278.

96 Gläser 1952, 448.

97 Meyer 1930, 532.

98 Ebd., 533f.

99 Koelsch 1933, 29.

100 Giese 1928, 65.

101 Koelsch 1933, 34.

102 Giese 1928, 80.

103 Atzler 1933, 3f.

104 Herig 1934, 31f.

105 Ebd., 39.

106 Ebd., 51.

107 Ebd., 55f.

108 Ebd., 134f.

109 Buytendijk 1956, 4.

110 Ebd., 27.

111 WGS 4, 37.

112 Ebd., 47.

113 Ebd., 110.

114 Ebd., 219.

115 Merleau-Ponty 1967, 16, 21.

116 Buytendijk 1956, 49.

117 Ebd., 50.

118 Ebd., 52.

119 Grünhagen 1942, 42.

120 Ebd., 28.

121 Ebd., 34, 40.

122 Ebd., 9.

123 Spähen und Streifen 1933, 64.

124 Zedler-Lexikon Bd. 38, 1385f.

125 Ebd. Bd. 52, 2319.

126 Ebd. Bd. 38, 1385.

127 Ebd. Bd. 52, 1019.

128 Ebd., 1020.

129 Holz 2005, 231.

130 Schickel 2012, 183.

131 Ebd., 202.

132 Ebd., 204.

133 Ebd., 309.

134 Ebd., 310.

135 Burja 1793, 185.

136 Schütz / Rothschuh 1979, 405.

137 Ebd., 406.

138 Ebd., 407f.

139 Spengler 1775, 13f.

140 Wolf 1793, 7.

141 Ebd., 10.

142 Burja 1793, 4.

143 Ebd., 102.

144 Holz 1961, 66.

145 Ebd., 68.

146 Ebd., 65.

147 Vgl. ebd., 68.

148 Ebd., 85.

149 Holz 1983a, S9.

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